Das am vergangenen Samstag in Kraft getretene Gleichstellungsgesetz bringt nicht nur Eltern Vorteile. Ab sofort kommen Väter in den Genuss eines Karenzurlaubs, der von bisher zwei Tagen auf zwei Wochen aufgestockt wurde, während der Mutterschaftsurlaub auf 16 Wochen begrenzt bleibt.

Das vom sozialistischen Premierminister José Luis Rodríguez Zapatero mit den Worten "Ich bin Feminist" rechtzeitig zu den für 27. Mai angesetzten Kommunalwahlen vorgestellte Gesetz bedeutet auch für die politischen Parteien Neuerungen. Mindestens 40 Prozent der KandidatInnen in Gemeinden mit mehr als 3000 EinwohnerInnen müssen dem bisher benachteiligten Geschlecht angehören, das in der Bevölkerung schon jetzt mit rund 51 Prozent die Mehrheit stellt.

Sozialistenchef Zapatero geht mit gutem Beispiel voran: Genau die Hälfte der Mitglieder seines Kabinetts sind Ministerinnen, darunter auch die stellvertretende Regierungschefin. Während nur ein Viertel der Staatssekretäre und ein Drittel der Abgeordneten im Parlament weiblich sind, regieren in Spaniens Rathäusern gar nur 13 Prozent Frauen.

Gleichgewicht im Beruf herstellen

Auch die Diskriminierung der Frauen bei der Entlohnung für gleichwertige Arbeiten soll dank des "Gesetzes der Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen" ein Ende finden. So wird nach einer Übergangsfrist von acht Jahren in den Vorstandsetagen der Firmen ein Gleichgewicht der Geschlechter herrschen, das eine Anpassung der Frauenlöhne garantieren soll.

Der Nachholbedarf ist groß: Nur 3,7 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder der an der Börse notierten Großunternehmen sind Frauen. Jenen Firmen, die das neue Gesetz nicht befolgen, droht ein Ausschluss von öffentlichen Aufträgen.

Als Nutznießerinnen des Gleichbehandlungsgesetzes fühlen sich auch die beiden einzigen weiblichen Mitglieder der Bruderschaft der "Hl. Jungfrau Dolores" in Córdoba, die alljährlich in der Karwoche an den traditionellen Heiligenprozessionen teilnimmt. Um ihnen einen "unschicklichen Körperkontakt" mit den Trägern des tonnenschweren Heiligenbildes zu ersparen, sollten Elisa Márquez und María Jesús Caston vom Umzug ausgeschlossen werden. Nach heftigen Protesten - auch der männlichen "Costaleros" der Bruderschaft - dürfen sie die Marienstatue doch noch auf ihre Schultern heben. (Josef Manola aus Madrid/DER STANDARD-Printausgabe, 26.03.2007)