Lehre und Matura: Ferdinand Foregger (15) will an die Uni.

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Das bunte Unterstreichen wichtiger Passagen in Lehrbüchern ist ihm zu wenig der handwerklichen Arbeit: Der 15-jährige Ferdinand Foregger besucht das Evangelische Gymnasium Werkschulheim, eine Privatschule im 11. Bezirk in Wien, die ihn in neun Jahren zum Gesellen und Maturanten ausbildet. Nach der vierjährigen Unterstufe hatte er die Wahl zwischen drei Lehrausbildungen sowie drei Sprachen.

Die Entscheidung für seine Ausbildung zum Tischler fällte Ferdinand mit einer gewissen Leichtigkeit. Zwar hätte er auch EDV-Techniker oder Silber- und Goldschmied erlernen können, doch: "Mit Holz zu arbeiten hat mich immer schon interessiert." Einmal in der Woche fährt er mit Kollegen in die HTL Mödling, die Werkräume zur Verfügung stellt.

An der sprachlichen Weggabelung entschloss sich Ferdinand für Latein. "Ich glaube, es hilft im Leben, wenn man weiß, woher viele Wörter kommen", sagt er.

Noch sind seiner Fantasie enge Grenzen gesteckt, wenn es darum geht, ein Möbelstück zu bauen. Erst in der achten Schulstufe soll das Angelernte in Eigeninitiative erprobt werden. Von der zeichnerischen bis zur organisatorischen Planung wird Ferdinand dann ganz auf sich selbst angewiesen sein – eine Herausforderung, der er mit Spannung entgegensieht. "Das wird kompliziert", erklärt er. In Ge_danken spielt er damit, einen Sekretär zu entwerfen: "Das würde mich reizen." Sorgen, nach der Ausbildung eventuell keinen Arbeitsplatz zu erhalten, macht sich Ferdinand keine. "Ich möchte eh noch studieren", betont er und sieht sich dabei nicht als Einzelfall in seiner Klasse.

Die meisten würden das eher als Vorteil gegenüber "normalen Gymnasiasten" sehen und sich mit einem Lehrberuf allein schon aus finanziellen Gründen nicht zufrieden geben wollen. Wenn Ferdinand jedoch von einem Studium spricht, so steht ein anderes Interesse im Vordergrund: "Ich denke, es wird Geschichte werden." (Louise Beltzung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.03.2007)