Die Kunst, Dinge in eine Flasche zu zaubern, ist fast 300 Jahre alt: hier eine bergmännische Geduldsflasche ("im Kinsky", 18. April).

Foto: im Kinsky

Wien - Wie kommt ein solches Miniaturbergwerk in die Flasche? Nun, das Prinzip ist jenem bei der Anfertigung von Flaschenschiffen ähnlich. Die Szenerie, das Gebäude wird Figur für Figur, Brettchen für Brettchen etc. über den Flaschenhals hineinmanövriert und in der Flasche selbst zusammengesetzt und geklebt.

Ein zeitraubendes Unterfangen, für das sich vor allem lange Winterabende eigneten. Geduld war das um und auf, weshalb diese Flaschen neben der Bezeichnung "Eingerichte" auch Geduldsflaschen genannt werden. Am 18. April gelangt ein solches bergmännisches Exemplar "im Kinsky" in der Sparte Antiquitäten zur Auktion. Das 1764 ausgeführte Wunderwerk soll 3000 bis 5000 Euro bringen.

"Wir hatten schon einmal Mitte der 90er-Jahre eine vergleichbare Flasche, die dann für stolze 200.000 Schilling, also rund 14.500 Euro den Besitzer wechselte", erinnert sich Otto-Hans Ressler. Sie ist nur eine der Kuriositäten, die in so manchem Antiquitäten-Angebot auf ihre Entdeckung wartet.

Per Definition handelt es sich bei Antiquitäten um Gegenstände, die - je nach Stilrichtung - mehr als 50 oder 100 Jahre alt sein müssen. Insgesamt umfassen sie einen Zeitrahmen von der Antike bis zur Neuzeit, und bei Ausführungen nahezu alle Gattungen angewandter Kunst. Der Reiz liegt oftmals im Außergewöhnlichen und Kuriosen.

In erster Kategorie zieht bei der Kinsky-Offerte noch eine um 1650 datierte Tischuhr die Blicke an. Die Uhr spielt eine untergeordnete Rolle, das zauberhafte Zubrot ist die Hundefigur und ein verborgener Automat: Mit jedem Pendelschlag bewegen sich die Augen und beim Schlagen der Glocke sollte sich hechelnd der Mund öffnen (35.000-60.000).

Weitere Schätze gilt es bei der Osterauktion im Dorotheum Salzburg (4./5. April) zu entdecken: Eine Rarität stellt der Oberinntaler Bauernschrank dar, der in seiner Klasse, mit den feinen Schnitzereien und herrlichen gemalten Marmorierungen, seinen Vergleich sucht (40.000-50.000). Zu den Kuriosa gehört hier neben Perchtenmasken aus Tirol (520-700) und so genannten Lusterweibchen (1600-2600) eine Sammlung von geschnitzten Jagdtrophäen, die schönste ist das einer Ebenseer-Schnitzerfamilie zugeschriebene Exemplar mit einem prächtigen Hirschgeweih (2400-2800). (kron / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.3.2007)