Throbbing Gristle: "Part Two - The Endless Not"
Harsche Rhythmen, atavistische Tänze, Noise-Improvisationen, ein wenig Ambient-Genudel und gequälte Cornet-Töne aus dem Jazz-meets-Fusionküche-Club Ihrer Wahl: Gut 30 Jahre nach ihren exzeptionellen Anfängen als Gründerväter der Industrial-Music-Szene haben die vier Briten nach ihrem Live-Comeback 2004 jetzt auch mit Verspätung endlich ein neues Album fertig gestellt. Abgesehen von moderner Produktionsmethode auf Laptop sind sich Throbbing Gristle dabei treu geblieben und quälen uns dabei dankenswerterweise nicht mit Dubstep oder Minimal-Techno-Ranschmeissereien. Alte Form, alte Größe. Demnächst mehr in diesem Theater. (Industrial Records/Mute/EMI)

Link: Throbbing Gristle

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Jai Alai Savant: "Flight Of The Bass Delegate"
Sting und The Police, The Clash auf hörerfreundlich. Ralph Darden, der Mann, der mit seiner Elektroschockfrisur aussieht wie der verlorene Sohn von Boxpromoter Don King, verbindet Früh-80er-New-Wave mit Dub und Reggae. Als zentralen Song bietet das US-Trio auf diesem Album den sympathischen FM4-Hit "Scarlett Johansson Why Don’t You Love Me". Warum eigentlich nicht? (City Slang/Edel)

Link: Paint the Sky

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Murder By Death: "In Bocca Al Lupo"
Auch das US-Trio aus Illinois greift auf diesem Album auf alte Stile zurück. Seemann-Shantys, Bänkelgesänge und Moritaten, interpretiert mit wuchtigem Schlagzeug, Cello und Bass, treffen auf von sich selbst ergriffenen Gesang. Wild, originell und mitreißend. (Cooking Vinyl/Hoanzl)

Link: cookingvinyl

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The Ones
Das New Yorker Trio fährt auf diesem Debüt groß auf. Neben 12 eigenen Songs hören wir auf einer Bonus-CD Remixe unter anderem von den Scissor Sisters. Musikalisch setzt es auf Hochglanz gemischten Dancepunk mit Rumms. House, Techno, Pop, Funk und HipHop von Leuten, die vor einem Vierteljahrhundert mit den österreichischen Vorreitern Ganymed befreundet hätten sein können. (Atoc Recordings/Hoanzl)

Link: Theonesarelawless

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Bromheads Jacket: "Dits From The Commuter Belt"
Das britische Trio wiederum bildet die Punkrock-Entsprechung von den Alltags-Raps der Streets, gebrochen durch die Alternative-Rock-Wuchtigkeit der Arctic Monkeys. Klingt mitunter auf Kampfliedern wie "Fight Music For The Fight?" absolut zwingend. Die könnten groß werden! (Marquis Cha Cha/Edel)

Link: Bromheads Jacket

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Fujiya & Miyagi: "Transparent Things"
Ein Trio aus dem britischen Brighton auf den Spuren der deutschen Krautrockpioniere Can. Veröffentlicht wird auf Herbert Grönemeyers als Millionärs-Hobby betriebenem Label Grönland, das auch schon die großartigen und artverwandten Psapp hervorbrachte. Repetitive Gitarrenriffs, mitunter funky aufgeladen - und dazu jede Menge menschenfreundlicher Sprechgesang und Frickelelektronik. Die könnten es heuer auch schaffen, verdientermaßen bekannter zu werden. (Grönland)

Link: Grönland

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Shitdisco: "Kingdom Of Fear"
Die aus Glasgow kommenden Discokönige geben ebenfalls den derzeit neumodischen Dance-Punk, gelangen dabei aber im Gegensatz zu bekannteren Kollegen aus der New-Rave-Abteilung wie den Klaxons, die eigentlich nur die Remixes ihrer Platten verkaufen, zu überzeugenderen, heftigeren Ergebnissen. Talking Heads, Chic‚Gang Of Four, die Einflüsse sind klar. Und ewig nervt die Kuhglocke als Bestandteil des Schlagzeugs. Funky und räudig wie die Hölle. (Fiercepanda/Trost)

Link: Fiercepanda

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Dakota Suite: "Waiting For The Dawn To Crawl Through And Take Away Your Life"
Der US-Eigenbrötler Chris Hooson hat jetzt angekündigt, dass er eine der depressivsten und todessehnsüchtigsten Bands der Geschichte fortan ruhen lassen will. Hier erleben wir ihn mit seinem Todescountry noch einmal in voller Blüte, inklusive bedrückend schöner Doku auf einer beigelegten DVD. Schlurfschlagzeug, bedacht gezupfte Gitarren, zurückhaltende Steelguitar, erstickender Gesang. Wunderbar! (Glitterhouse/Hoanzl)

Link: Glitterhouse

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Plate Six: "Battle Hymns For A New Republic"
Die US-Band hat große Vorbilder wie Fugazi oder Sonic Youth fleißig studiert, gelangt auf ihrem neuen Album abgesehen vom doch sehr an erstere erinnernden Gesang aber zu eigenständigen Ergebnissen. Dicke, zähe Lärmschlieren und funky Rhythmen können nicht verbergen, dass hier große, erhabene Melodien schlummern. (Bent Rail Foundation/Hoanzl)

Link: Bent Rail

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Brett Anderson: "Brett Anderson"
Mit seinem Solodebüt und der grandios plumpen, geigenversülzten Single "Love Is Dead" hat sich der ehemalige Sänger der britischen Ziggy-Stardust-Fans Suede selbstständig gemacht. Herrlich aufgeblasene Andeutungen des Nichts, Streicher, Akustikgitarren und zu Tode betrübt jubilierende Chöre inklusive. Allein der Song "Clowns" dürfte zum echten Taschentuchfresser werden. (V2/Edel)

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