Foto: Gerhard Wasserbauer

Claudia Wegrostek und Patrick Sowa kamen unvermutet zu einem Wirtshaus und haben mit minamalen Mitteln viel daraus gemacht.

Fotos: Gerhard Wasserbauer

Foto: Gerhard Wasserbauer

Da regen sich alle auf, dass die Wirtshäuser sterben und zu Panasiaten werden, dabei geht es auch in die andere Richtung: Im November vergangenen Jahres sperrte anstelle einer Wok-und-Sushi-Bude in der Burggasse ein Laden namens "Soup & Sin" auf, der sich dank guter Suppen und noch besserer Torten und Blechkuchen schnell eine Fangemeinde aufgebaut hat. Die Desserts wurden von Claudia Wegrostek gebacken, die Suppen machte der junge Koch Patrick Sowa, initiiert und geführt wurde das Lokal von Michael Fromm – der es freilich stets nur als Zwischenstation begriff. Denn eigentlich wollte er nach New York.

Das wird jetzt was, weshalb das Lokal seit gut drei Wochen nur noch "Sin" heißt, von den vormaligen "Zuarbeitern" Wegrostek und Sowa betrieben wird, sich ansonsten aber prächtig entwickelt hat: Aus dem Suppen-Ausschank wurde ein improvisiertes Restaurant der Extraklasse, wie es der Stadt seit dem viel zu frühen Ende des Ur-"Aromat" in der Margaretenstraße gefehlt hat.

An den Wänden hängt nun junge Kunst von Freunden der Betreiber (von Anton Herzl über Simone Kletzer bis Paul Graves, der auch die herzerfrischenden Symbole an den Häusltüren schuf), die Möblage schaut ein bissl nach Caritas aus, und auch sonst wird mit Enthusiasmus und guter Laune wettgemacht, was an Dekor und Komfort fehlt. Nachmittags wird mit unverändert sündhaften Kuchen ein bisschen Teesalon gespielt, abends aber darf man sich richtig gutes Essen zu mehr als fairen Preisen erwarten.

Freundliche Überraschungen

Denn immerhin kochte Patrick Sowa zuvor im Klagenfurter Dreihauber "Dolce Vita", dem wahrscheinlich besten Italo-Restaurant des Landes, dessen Chef Stephan Vadnjal für seinen puristischen Umgang mit Fisch bekannt ist. Speisekarte gibt es keine, dafür darf man sich im Lauf der Speisenfolge freundliche Überraschungen erwarten, mit denen Sowa einem die Wartezeit auf den nächsten Gang verkürzt. Eine Sardelle "in saor" etwa, bevor es mit extrem frischen Seezungenfilets samt kurz angegrillter Jakobsmuschel auf Viola-Erdäpfelpüree richtig losgeht. Irgendwann gibt es fast immer auch einen kraftstrotzenden Topf Suppe mit ordentlich Muscheln oder Fisch drin, mit besonderem Glück kann's aber auch ein Beuschel vom Milchlamm sein. Für die Nachspeisen (Schoko-Himbeer-Brownies!) sollte man sich Platz lassen. Dazu gibt es exzellente Weine, die von einer befreundeten Auskennerin ausgewählt werden. (Severin Corti/Der Standard/Rondo/30/03/2007)