Im Rahmen der weiteren Sichtbarmachung von Frauen- und Mädchenprojekten kehrt dieStandard.at diese Woche wieder einmal in Graz ein. Der Verein Frauenservice Graz wurde 1984 noch unter dem Namen „Frauenberatung und Selbsthilfe / Frauenberatungsstelle Graz“ gegründet. Er ging aus einem Arbeitskreis von Studentinnen und sonstigen interessierten Frauen hervor, der im Anschluss an eine Veranstaltung der Grünen entstand. Dazu waren Frauen der Wiener Frauenberatungsstelle eingeladen worden. Die Angebote des Frauenservice lassen sich schlagwortartig mit „Beratung, Bildung und Projekte“ umschreiben, gehen bei näherer Betrachtung aber in einer großen Vielfalt auf. Vertraulichkeit Im Rahmen des Angebotes „Beratung“ können sich Frauen kostenlos zu Themen wie „Beziehung“, „Trennung“, „Gewalt“, „Existenzsicherung“ und „Sexualität“ beraten, informieren und unterstützen lassen. Dazu stehen Juristinnen, Psychologinnen, Sozialarbeiterinnen und Ärztinnen bereit, die selbstverständlich nach dem Prinzip der „Vertraulichkeit“ arbeiten. Feministische Erwachsenenbildung Die Bildungsarbeit des Frauenservice ist feministische Erwachsenenbildung. Ziel dieser (und auch der Öffentlichkeitsarbeit) ist die Unterstützung von Frauen bei der Veränderung von Machtverhältnissen zu ihren Gunsten. Das Angebot umfasst dabei Kurse, Gruppen und Workshops zu den Themen Computer, Internet, Selbsthilfe und vielem mehr. Neben Informationsveranstaltungen und einer Bibliothek bietet der Verein die beliebten FrauenStadtSpaziergänge an, um den BewohnerInnen und Gästen der Grazer Bezirke die Möglichkeit zu geben, „ihr Leben als Teil der vernetzten Frauengeschichte zu erfahren“. Erhältlich ist auch der Falter „Frauen zu Graz“, in dem acht berühmte Frauen in, aus und um Graz vorgestellt werden.
Foto: Frauenservice
Spaziergang
Das Projektvorhaben „netzwerk-bildung“, das dieses Jahr verwirklicht wird, präsentiert erstmals Einrichtungen aus der Steiermark, die Erwachsenenbildung für Frauen anbieten, gemeinsam und will die Grundlagen zu einer Vernetzung ermöglichen („vor Ort sowie virtuell und vorerst regional“). Das Projekt ist der Schwerpunkt der Zeitschrift Lauf schritte 3/00, die vom Frauenservice Graz herausgegeben wird und in jeder Nummer das Bildungsprogramm enthält. “Gesund anschaffen“ Um Sexarbeiterinnen über Gesundheitsvorsorge zu informieren, wurde die Broschüre „GESUNDheit und ANSCHAFFEN“, die beim Gesundheitsamt, in Bars und Bordellen verteilt wird, in deutscher, ungarischer und slowakischer Sprache herausgegeben. Sexarbeiterinnen werden auf Wunsch in drei Sprachen beraten und zu ÄrztInnen begleitet. Ein weiteres Projekt ist „ZiB“, ein Stufenmodell für Wiedereinsteigerinnen und arbeitsuchende Frauen, das seit April diesen Jahres im Auftrag des AMS angeboten wird. Zielgruppen sind Wiedereinstiegerinnen, Frauen, die eine Weiterbildung oder Umschulung anstreben, sowie arbeitsuchende Frauen aller Berufsgruppen. Neben Beratung und der Möglichkeit, andere Frauen kennen zu lernen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, sind auch intensive Kurstrainings und Praktikumswochen bei Betrieben vorgesehen. Arbeitsplätze für Frauen Im Rahmen von „Palaver“, einem Stadtteilprojekt, wurden vorerst sieben Dienstverhältnisse für Frauen begründet. Die Arbeit mit und für Frauen umfasst unter anderem ein Café (Treffpunkt und Informationsdrehscheibe) und eine Schreibstube mit Zugang zu PC und Internet. Da der Teilzeitstellenmarkt ein frauendominierter Bereich ist, erhebt das Frauenservice in einer Studie die Möglichkeiten von Organisationsformen von Frauen, die mit mehreren Teilzeitjobs eine Vollbeschäftigung erreichen wollen. Denn kennzeichnend für Teilzeit ist „häufig ein schlechterer Zugang zu Weiterbildungsmaßnahmen, eine schwächere Integration in den Betrieb sowie eine Bezahlung, die oft nicht zur Existenzsicherung ausreicht“. Aktuelle Situation Die Angebote des Frauenservice Graz sind „voll ausgelastet“, erzählt Geschäftsführerin Ingrid Franthal, „wir haben einen guten Ruf und viel passiert durch Mundpropaganda“. Ein Gutteil der offiziellen Stellen schätze sie und sei daran interessiert, sie zu erhalten. Dennoch „müssen wir von Jahr zu Jahr schauen, dass wir Subventionen bekommen“, sagt sie dieStandard.at am Telefon. Das größte Problem sei jedoch, dass die Förderungen seit Jahren gleich bleiben, sodass „wir schauen müssen, mit zusätzlichen Projekten über die Runden zu kommen“. Kontakt Frauenservice Graz 8020 Graz, Idlhofg. 20 Tel.: 0316/71 60 22-0 Fax: 0316/71 60 22-8 E-Mail: office@frauenservice.at www.frauenservice.at Daniela Yeoh