Schlechtes Schauspiel? "Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen", meint Iréna Flury (im Bild mit Laurence Rupp). Die Kritik an "Mitten im Achten" lässt die WG kalt.

Foto: ORF/Petro Domenigg
"Es wird wie beim Mundl sein", glaubt Alfred Uhrmacher. In seinem Arbeitsraum hängen zig Porträts sämtlicher Schauspieler von "Mitten im Achten". "Irgendwann sind wir Kult!", schwärmt er. "Wir sind besser als die amerikanischen Serien. 'Lindenstraße'? Bei uns ist mehr los."

Zumindest vorerst ist der Maskenbildner - die Fotos braucht er für seine Arbeit - am Set von "Mitten im Achten" einer der wenigen, der von der neuen ORF-Serie rundum begeistert ist. Bisher läuft sie mit eher bescheidenem Erfolg: Dienstag stiegen die Zuschauerzahlen zwar von 149.000 auf 168.000. Dafür brachen die Marktanteile unter der jungen Sehergruppe von zwölf bis 29 auf 14 Prozent ein. Tags zuvor waren es 22 Prozent. Ausgerechnet die Jungen schalteten sogar währenddessen weg. Von der Kritik gab's ausgiebig Prügel.

"Es trifft mich", sagt Laurence Rupp. "Aber ich komm damit klar. Jeder hat seine eigene Meinung. Es gibt genug Leute, die Bruce Willis scheiße finden. Ich find ihn saugeil." Dass die Kritik so heftig ausfiel, wundert ihn auch nicht: "Das ist wahrscheinlich schon ein bisschen die österreichische Mentalität."

Heute Morgen kam er mit roten Augen zum Set. Das Scheinwerferlicht, die trockene Luft hinterließen Spuren. Uhrmachers Kollegin, Christina Jelen, macht's wieder gut. "Deprimierend", sei der Auftakt von "Mitten im Achten" gewesen, merkt sie an.

"Weil sie so lieb sind"

"Schlechtes Schauspiel" wurde etwa kritisiert: "Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen", meint Iréna Flury. In der Serie spielt sie die spießige Verena. "Die Kritik geht an uns hier drinnen aber auch ein bisschen vorbei." Die Stimmung am Set ist konzentriert, ruhig, freundlich. Gerold Rudle schaut vorbei und verteilt Süßigkeiten an die Crew: "Weil sie so lieb sind."

"Viel Respekt vor dem nächsten Tag"

Laurence Rupp kommt drei- bis viermal die Woche zum Dreh, sein Tag dauert zwischen sieben und zehn Stunden. Zwölf bis 15 Stunden arbeiten die Leute abseits der Kamera, so wie Uhrmacher oder der Aufnahmeleiter: "Es geht sich nicht einmal ein Bier am Abend aus. Wir haben zu viel Respekt vor dem nächsten Tag." Ein Joint vor der Waschmaschine sorgte bereits für Aufregung: "Uns kann's recht sein", freut sich Rupp über den peinlichen Trubel.

Gedreht wird in Blöcken

Dabei ist es heute in der Josefstadt gar nicht so lustig: "Lisa erzählt den Freunden, dass ihr Vater todkrank ist", steht am Drehplan. "Eine ganz schwierige Szene. Bitte um absolute Ruhe", merkt Regisseur Chico Klein an. Gedreht wird in Blöcken, Folge 30 bis 34 stehen diese Wochen am Programm, die Szenen werden bunt durcheinandergewürfelt abgedreht, wechseln je nach Zimmer. Richtige Stimmung

"In deinem Kopf martert es"

Die fünf WGler sitzen in der Mundl-Küche. Klein bringt die Nachwuchsschauspieler in die richtige Stimmung: "In deinem Kopf martert es", weist er die unglückliche Lisa (Barbara Kaudelka) an. Klein ist einer der wenigen österreichischen Regisseure. Das Know-how für das 6,5-Millionen-Euro-Projekt stammt noch mehrheitlich aus Deutschland. Klein bringt Comedy-Erfahrung aus der Sat.1-Blödelserie "Hausmeister Krause" mit. Kaudelka wirkt jetzt tatsächlich angespannt, nach einem Hänger ruft sie genervt: "Text, bitte!" Nach zwei Proben wird gedreht.

Quoten Legende

"Woher weiß der ORF die Zuschauerzahlen?", will Rupp wissen. Als er erfährt, dass nicht jeder Gebührenzahler gezählt wird, sondern nur eine repräsentative Auswahl an Haushalten, blitzen seine Augen. Der Gedanke ist erlaubt: Vielleicht sind die Quoten Legende - und "Mitten im Achten" ist schon jetzt "Kult"? (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 20.4.2007)