Kunst und Kultur
Reich-Ranicki: "Das Literarische Quartett" geht weiter
Auch ZDF sucht Nachfolgerin - Iris Radisch dafür im Gespräch
München/Berlin - Die ZDF-Sendung "Das Literarische Quartett"
wird nach Ansicht des Kritikers Marcel Reich-Ranicki auch nach dem
Ausstieg der im Streit geschiedenen Mitmoderatorin Sigrid Löffler
fortgesetzt. "Selbstverständlich wird die Sendung weitergehen", sagte
Reich-Ranicki dem in Berlin erscheinenden "Tagesspiegel"
(Samstagausgabe). Am Montag werde er zu einem klärenden
Gespräch bei ZDF-Intendant Dieter Stolte erscheinen, um über die
Zukunft der Sendung zu reden. Unterdessen begründete Löffler in der
"Süddeutschen Zeitung" (Samstagausgabe) ihren Ausstieg unter anderem
mit einem "medialen Amoklauf", den Reich-Ranicki veranstaltet habe.
Das "Literarische Quartett" sei nur noch ein "wüstes Spektakel".
Löffler schrieb, dass die Sendung zwölf Jahre lang spannend und
unterhaltsam gewesen sei. "Diesen Bogen hat Reich-Ranicki zwölf Jahre
lang respektiert. Im dreizehnten Jahr hat er ihn überspannt - und
zerbrochen." Löffler weiter: "Für eine Sendung, in der es allein
darum geht, Krach zu machen, stehe ich nicht mehr zur Verfügung."
Iris Radisch im Gespräch
Auch das ZDF will die Literatursendung "Literarisches Quartett" fortsetzen. Die nächsten Folgen sollen
in Österreich produziert werden: Am 18. August in Salzburg und am 27. Oktober in Wien. In welcher Form die Sendung weitergeführt werde, sei noch nicht
klar, sagte ZDF-Sprecher Philipp Baum am Wochenende.
Da sich Stolte, als Rückzugsgerüchte von Löffler kursierten, bereits dafür ausgesprochen hatte, dass in jedem Fall eine Frau dem Team angehören müsse,
gilt die Zeit-Literaturkritikerin Iris Radisch als aussichtsreichste Kandidatin.
Radisch tritt seit Jahren als Jurorin beim inzwischen umbenannten Bachmann-Preis in Klagenfurt auf und gilt als telegen.
Streit über erotischen Roman
Hintergrund ist ein Streit, der zwischen Löffler und Reich-Ranicki
in der Sendung am 30. Juni ausgebrochen war. Löffler hatte den
erotischen Roman des Japaners Haruki Murakami als "literarisches
Fastfood" bezeichnet. Reich-Ranicki warf ihr daraufhin vor, sie habe
Probleme mit erotischen Büchern. Die "Bunte" zitierte den 80-Jährigen
später mit den Worten, es sei "eine Qual", mit Frau Löffler zusammen
zu arbeiten.
Am Freitag hatte Löffler dem ZDF per Fax den Ausstieg aus der
Sendung angekündigt. (
dieStandard.at
berichtete) (APA/red)