"Etwas, das die Sehgewohnheiten der Seher überfordert": David Schalko (li.) und Fred Schreiber zeigen sich über das neue "Willkommen Österreich" noch in sich gekehrt.

Foto: Superfilm
Keine Demo vor der Oper gibt es zur letzten "Sendung ohne Namen": Die Erfinder David Schalko und Fred Schreiber sehen das Ende ganz pragmatisch, erfuhr Doris Priesching.

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STANDARD: Was wird aus den ORF-Archivaren nach der letzten "Sendung ohne Namen"?

Schalko: Die müssen jetzt wahrscheinlich gerade die nächste Hugo-Portisch-Dokumentation machen ...
Schreiber: ... und sind sehr froh, dass sie uns los sind.

STANDARD: Die Quote war bis zuletzt gut. Wieso das plötzliche Ende?

Schalko: Es war die Entscheidung des ORF, die Sendung passe nicht mehr ins neue Schema. Programmchef Wolfgang Lorenz meinte zwar, es sei eine gute Sendung. Aber man müsse nicht mehr hundert Folgen davon machen. In Fernsehzeitrechnung sind wir aber ohnehin Dinosaurier.

STANDARD: Also nicht schlimm?

Schreiber: Eher überraschend - dass es sie überhaupt so lange gab.

STANDARD: Und es gab keine Diskussionen über das Ende?

Schalko: Die Streitfrage stellte sich nie, weil es schon entschieden war und wir damit nur konfrontiert wurden. Wir hätten natürlich eine große Demo vor der Oper organisieren können, aber das wäre vielleicht doch ein bisschen zu viel gewesen.

STANDARD: Die "Sendung ohne Namen" hat sich gegen Schluss hin verändert, auch mit Talk. Hätte es so weitergehen sollen?

Schalko: Die Talksendung war ein Experiment von Fred und Sebastian Brauneis und fast so etwas wie ein Pilot für eine andere Sendung.
Schreiber: Es war nicht gedacht, aus der Reihe einen Talk zu machen. Wir fragten uns, wie eine Talkshow aussehen könnte, die auch uns interessiert.

STANDARD: Ab Mai kommt nun eine neue Serie, Arbeitstitel "Willkommen Österreich". War der Talk ein Testlauf für die neue Sendung?

Schreiber: Dazu nur ein Satz: Es wird wieder etwas sein, das die Sehgewohnheiten der Seher überfordert.

STANDARD: Die "Willkommen Österreich"-Couch überfordert die Zuschauer aber nicht sehr, denn die kennen sie ja schon.

Schalko: Es hat nie jemand gesagt, dass die vorkommt.

STANDARD: Die Couch kommt nicht vor?

Schreiber: Werden wir sehen. Wir haben nach "Willkommen Österreich" nach den Möbeln gefragt. Vielleicht nehmen wir sie ja nur für die Redaktion.

STANDARD: Der neue "Donnerstalk" mit Alfred Dorfer ist live. Was ändert sich noch?

Schalko: Er wird noch unzensierter und aktueller sein.

STANDARD: Schon ORF geschaut?

Schreiber: Ich glaube, dass bis jetzt noch nichts dabei war, was für mich gemacht ist.

STANDARD: Wie gefällt Ihnen das neue Kulturmagazin "lebens.art"?

Schreiber: Ich bin großer 3sat-"Kulturzeit"-Fan. Daran kommt es inhaltlich wie in der Dichte nicht heran.

STANDARD: "Mitten im Achten" braucht österreichische Regisseure. Interesse?

Schalko: Nein.
Schreiber: Ich hoffe, dass die Serie die Kurve kriegt, glaube aber, dass der ORF eine Dekade zu spät ist. Damals waren die Leute noch gefesselt von "Lindenstraße" oder "Gute Zeiten, schlechte Zeiten".

STANDARD: Zitat Schalko: "Der ORF war immer ein Partei-TV-Sender". Hat sich daran was geändert?

Schalko: Natürlich, nur jetzt sind wir ja unterm Regenbogen und fast alle dabei. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 25.4.2007)