Ulrichsberg - So ändern sich die Zeiten: Einst warnte der Pfarrer in Sonntagspredigten vor jenen "verirrten" Schafen, die sich ortsunüblichen Klängen verschrieben hatten. Heute ist das Festival "Kaleidophon" international verankert, und auch die Kirchentore öffnen sich für Konzerte. Etwa für Solotrompeter Peter Evans aus Boston: In nervöser Unrast brodeln da die per Zirkularatmung generierten Noise-Drones, die sich in ihrem Obertonreichtum als mehrstimmige Geräuschklangströme erweisen, durch simultane Vokallaute zu expressiver Dichte gesteigert. Ja, Evans erfindet ein in seinen Möglichkeiten ausgelotet geglaubtes Instrument tatsächlich neu. Eine Entdeckung! Etwas relaxter ging Bertl Mütter zu Werke: Er hat sich in den letzten Jahren zu einem Klanggeschichtenerzähler entwickelt, ordnet seine Materialpalette organisch zu epischen Strukturen, wobei die Abstraktion immer wieder blasmusikantischen Anklängen weicht. Auch im Jazzatelier Hörenswertes: Pianist Chris Burns Wissen um die Klänge der Saiten-Eingeweide des Konzertflügels ist bekannt, dennoch faszinierte, wie er dem präparierten Instrument nuancierte Oberton-Soundscapes entlockte, mittels Verstärkung von Flageolett-Klängen neue Welten erschloss - und zudem eine zwischen Lyrismus und dodekafoner Materialökonomie changierende Derek-Bailey-Komposition (!) zum Besten gab. EFZEG, um Saxofonist und Elektroniker Boris Hauf, brachte Musik mit Farb- und Nuancenreichtum; die Impulse von Perkussionist Steve Heather sowie Haufs Saxofonexpressivität zeigten Ansätze zu einer Neupositionierung. (Andreas Felber / DER STANDARD, Printausgabe, 30.04.2007)