Werbung
Viele Rügen: Internet-Firmen treten bei Werbung häufiger ins Fettnäpfchen
Die boomende Internet-Branche sorgt mit ihren
Werbeauftritten immer wieder für Ärger. Der Deutsche Werberat
berichtete am Mittwoch in Bonn, die dot.com-Unternehmen hätten in den
letzten sechs Monaten mit ihren Anzeigen und Werbespots mehr
Beschwerden provoziert, als jede andere Branche. Mehr als ein Fünftel
der vom Werberat behandelten 128 Werbemaßnahmen stammten von
Internet-Anbietern.
Kritisiert wurde vom Werberat beispielsweise ein
Internet-Reiseunternehmen, das mit der Abbildung eines schwitzenden
halb nackten Mannes geworben hatte, der mit zwei leicht bekleideten
Asiatinnen im Bett lag. Der Text dazu lautete. "Manchmal bereuen wir,
dass wir so günstige Flüge vermitteln. Sie sagen uns, was Sie zahlen
wollen. Wir besorgen's Ihnen." Dies verletzte die Menschenwürde,
urteilten die Bonner Werbewächter.
Die Ursache für den steilen Anstieg der Beschwerden gegen
Internet-Firmen sieht der Werberat in der mangelnden Professionalität
der jungen Unternehmen, die versuchten, durch provozierende
Bildmotive die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Um solche
Entgleisungen zu vermeiden, sollten Internet-Firmen nach Einschätzung
des Werberats ihre Öffentlichkeitsarbeit in professionelle Hände
legen.
Der Werberat beanstandete insgesamt 51 der ihm vorliegenden 128
Fälle. Mit einer Ausnahme beugten sich die betroffenen Unternehmen
dem Votum und zogen ihre Werbung zurück oder änderten sie. Dies galt
auch für den TV-Musikkanal Viva, der für seinen Börsengang mit dem
Bild einer jungen Frau geworben hatte, die mit gespreizten Beinen vor
einem Fernsehgerät saß. Überschrieben war das Plakat mit dem Appell
"Kauf mich!".
Als uneinsichtig erwies sich dagegen nach Angaben des Werberats
die zum Benetton-Konzern gehörende Firma Sisley. Da sie nicht auf die
Beanstandung eines Plakats reagierte, wurde sich öffentlich gerügt.
Die kritisierte Werbung zeigte laut Werberat den zum Teil entblößten
Po einer Frau und ihre Beine "aus voyeuristischer Perspektive". Nicht
zu sehen waren auf dem Werbeplakat für Schuhe dagegen die Füße. Der
gewählte aufreizende Bildausschnitt habe keinerlei Bezug zum
beworbenen Produkt und degradiere die Frau zum sexuell verfügbaren
Objekt, urteilte der Werberat. (APA)