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Im Mai liegt der ORF derzeit bei 36,7 Prozent Marktanteil in Kabel- und Sat-Haushalten.

Foto: APA/Pfarrhofer
Wien - ORF-General Alexander Wrabetz bereitet Stiftungsräte und Journalisten am Wochenende zart auf die nächste Quotenbilanz vor: "Desaströs" der Zuspruch etwa bei der Übertragung der Festwocheneröffnung.

Elf Prozent Marktanteil bei den Zuschauern ab zwölf Jahren, nur zwei Prozent bei den Zwölf- bis 29-Jährigen. Und Wrabetz zeigt im Mai noch den Musikpreis Amadeus und das "Konzert für Europa". Was unter den Journalisten die Frage aufwarf: Sind solche Übertragungen zeitgemäßes öffentlich-rechtliches Fernsehen? Auf diesen Anspruch führt Wrabetz ja den dramatischen Einbruch der Marktanteile seit ihrer Reform zurück.

Derzeit 36,7 Prozent Marktanteil

Bleibt der ORF auf dem Kurs seiner ersten zwei Maiwochen, dann unterbietet er seine Quotenkatastrophe vom April noch einmal: Nach Informationen des STANDARD liegt der ORF derzeit bei 36,7 Prozent Marktanteil in Kabel- und Sat-Haushalten. 1,2 Prozentpunkte weniger als im April - mit dem bis dahin schlechtesten Wert aller Zeiten. Die 37,9 Prozent umschrieb Wrabetz im Stiftungsrat schon mit: "Noch nicht dort, wo wir hin wollen."

Er fühlt sich als Opfer eines "Zwergenaufstandes" just zu seiner Programmreform im April: 1,5 Prozentpunkte habe der ORF an Kleinsender verloren (ab der Nummer 30 nach Marktanteil).

Minus 5,4 bei Jungen

Auch in der Werbezielgruppe von zwölf bis 49 Jahren unterbietet der ORF den mageren Aprilwert um 0,9 Prozentpunkte. Bei den jungen Zuschauern von zwölf bis 29 liegt er 1,1 Prozentpunkte darunter.

Im Vergleich zu Mai 2006 fehlen satte 4,6 Prozentpunkte beim Publikum ab zwölf, 4,5 bei der Werbezielgruppe und gleich 5,4 Prozentpunkte bei den jungen Zuschauern.

Wrabetz tröstete bei der Klausur seines Stiftungsrates mit "sensationell hohen" 27 Prozent Marktanteil bei "Mitten im Achten" - am Freitag. "Das hat Potenzial", hofft der General.

Schonfrist bis Ende September

Die tägliche Sitcom bekommt also noch eine Schonfrist bis Ende September und, wie berichtet, mehr Soap- Gefühl. Sie wird weniger Wienerisch und derb. Der Entfall der Sommerpause kostet bei 50.000 Euro pro Folge rund zwei Millionen extra - wenn das Format das Jahresende erlebt. Andernfalls will Wrabetz dort eine andere Serie probieren - ihm lägen acht Konzepte vor. Einen dritten Versuch mit eigenproduzierter Fiction dürfte es nicht geben.

Quizkonkurrenz

Alternativen für den Vorabend zeigt ATV ab Montag mit "Quiz Champion": Klaus Eberhartinger im recht herkömmlichen Wissens- und Reaktionsquiz aus Frankreich, dort seit Jahrzehnten ein Bombenerfolg. Solche Vorabendformate kommen derzeit in der offiziellen ORF-Sprachregelung nicht vor.

"Julia", Quotenbremse zwischen "Heute in Österreich" und "konkret" in ORF 2, wird ab 11. Juni durch "Sommergarten" mit Elisabeth Engstler in der Tonalität von "Willkommen Österreich" ersetzt. Auch im Herbst soll dort Magaziniges stattfinden, sagt Wrabetz. Das könnte "Wie bitte" Zuschauer kosten, die derzeit infobedürftig von "Julia" zu ORF 1 wechseln.

Schon am Montag soll das jüngere Societymagazin "Szene" mit breiterem Themenzugang neu antreten. Verabschieden kann sich das Publikum langsam von Dauerbrenner "Malcolm". (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 14.5.2007)