Die "Godmother of women's history", wie Gusenbauer die New York Times zitierte, sei weit über das universitäre Feld bekannt und habe ihre Tätigkeit für die "Anderen", jene am Rand der Gesellschaft, immer als eminent politisch angesehen. Die historische Benachteiligung von Frauen sei nur eine, aber eine "bedeutende Form der Diskriminierung", da Frauen "die Gruppe von Menschen sind, die am längsten als 'Andere' stigmatisiert wurden", so der Bundeskanzler.
Lerner, die als Kind jüdischer Eltern geboren wurde, musste vor den Nationalsozialisten mit ihrer Familie ins Exil flüchten und habe erst "in den USA zu einer anerkannten Bürgerin und Wissenschafterin" werden können. Ihr gelang es 1972 den ersten Studiengang und 1980 ein Doktorratsstudium für Frauengeschichte in den USA zu etablieren.
Den Frauen ihre Geschichte gegeben
Es sei Lerner zu verdanken, dass sich "das Umfeld für Frauen in der Wissenschaft verändert hat", nach ihr konnten sich "Generationen von Frauen an ihrem Vorbild orientieren und auf Unterstützung verlassen", honorierte Gusenbauer das Schaffen Lerners. Es sei "immer ihre Absicht gewesen, mit ihren Arbeiten der unterdrückten Mehrheit, den Frauen, endlich jene Vergangenheit zu geben, die die Männergeschichte ihnen so lange verwehrte", unterstrich der Bundeskanzler. Lerner sei es gelungen den Frauen, über die sie schrieb, eine Stimme zu geben. Ihr sei es "früher als anderen klar gewesen, dass gesellschaftliche Benachteiligungen komplex sind und Ausbeutung, Unterdrückung und Benachteiligung Ergebnisse historischer Prozesse sind", so Gusenbauer.