Der hohe Zeitaufwand des berufsbegleitenden postgradualen Facility-Management-Studiums wird meist als größte Schwierigkeit dieser Ausbildungsmöglichkeit erfahren.

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"Unser Lehrgang wurde total neu aufgestellt", freut sich Johannes Bockstefl, Programm-Manager des im Herbst startenden "Professional MBA Facility Management" am Continuing Education Center der TU Wien. Insbesondere die Betriebswirtschaftslehre habe "ein stärkeres Gewicht" im Vergleich zu früheren Facility-Management-(FM)-Ausbildungen erhalten.

Da die TU noch zwei weitere Angebote im Immobilienbereich führt, sei es um so wichtiger gewesen, sich von diesen zu unterscheiden. "Grundlagen von Projektmanagement bis hin zu rechtlichen Fragen" sollen die Absolventen des MBA-Studiums dazu befähigen, Gebäude, Anlagen und Einrichtungen "ganzheitlich" zu managen.

Als Zielgruppe steuere man "natürlich alle im Bereich des Immobilienmanagements" an, laut Bockstefl aber "durchaus auch Leute aus der Technik, wie Maschinenbauer oder vereinzelt Architekten". Bei den rechtlichen Grundlagen, die an der TU vermittelt werden, spiele das Mietrecht "sicher eine Rolle, das ist klar – aber es geht noch weit darüber hinaus": Grundlagen des öffentlichen Rechts und des Vertragsrechts, "aber auch Gewerberecht", so Bockstefl.

Die relevante Materie

"Im Alltag soll einfach gewährleistet sein, dass die relevante Materie bekannt ist", also nicht bei jeder Kleinigkeit ein juristischer Beistand zur Hilfe gerufen werden müsse. Für Absolventen stelle die Selbstständigkeit eine Option dar. "Die Erfahrung zeigt aber, dass die meisten doch im bisherigen Unternehmen bleiben und dort ihr Standing verbessern", erklärt Bockstefl.

Die Donau-Universität in Krems vermittelt ihr Know-how zum Facility-Management ebenfalls in einem Universitätslehrgang. Wie das Angebot der TU dauert das berufsbegleitende Masterprogramm vier Semester, schließt jedoch mit dem Titel "Master of Science" (MSc). Architektur, Baugewerbe, Projektentwicklung, Bund, Länder und Gemeinden – dass auch die Kremser Studierenden aus den verschiedensten Bereichen kommen, bestätigt Lehrgangsleiter Klaus Lettenbichler: "Wenn etwa ein Jurist viel mit Gebäuden zu tun hat, dann kann er Verträge umso besser gestalten, je mehr er von Immobilien weiß."

Harald Steinberger gehört zu den Facility-Management-Profis, die den Studiengang durchliefen. Allerdings noch in einer älteren Variante, die mit dem "Master of Advanced Studies" (MAS) schloss. "Ich hätte den Titel in einem Upgrade auf MSc umwandeln können. Aber ich habe es gelassen, um zu signalisieren, dass ich unter den Ersten war", sagt Steinberger selbstsicher.

Mit Facility-Management kam er erstmals "um 1992/93" als Projektentwickler in Berührung. Irgendwann sei ihm die wachsende Bedeutung bewusst geworden, "und ich wollte das für mich persönlich professionalisieren". Über seinen damaligen Chef, der den Lehrgang in Krems mit konzipierte, kam Steinberger an die Donau-Uni.

Die größte Schwierigkeit sei auf jeden Fall "der Zeitaufwand" gewesen, insbesondere bei der Fertigung der Abschlussarbeit. "Im Schnitt haben die Leute 1700 Stunden für das Studium aufgewendet. Also fast ein zusätzliches Arbeitsjahr." Für ihn selbst habe sich der Aufwand mehr als gewohnt: Steinberger ist seit fünf Jahren mit der Firma Immovement selbstständig, die sich "ausschließlich Beratungen im Bereich Facility-Management widmet".

Selbstständigkeit finden

Harald Hofstetter absolvierte das Masterprogramm in Krems zwischen 1999 und 2001. War er zuvor als Projektleiter Bau und Sanierung tätig, so wagte er später wie Steinberger den Schritt in die Selbstständigkeit und ist nun als Unternehmensberater tätig. Und wie Steinberger machte auch Hofstetter in erster Linie der hohe Zeitaufwand des Studiums zu schaffen: "Aber das geht wohl jedem so, der berufstätig ist." (Bernhard Madlener, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.5.2007)