Facility-Management denkt über das reine Bauen weit hinaus. Im Regelfall zeigt sich erst nach Jahren, wie intelligent Architekt und Facility-Manager zusammengearbeitet haben.

Foto: STANDARD/Czaja

Armin Ebner, BEHF Architekten.

Foto: BEHF

Wolfgang Lösch, Eco Business Immobilien.

Foto: ECO

Wolfgang Vasko, Vasko und Partner Ingenieure.

Foto: Vasko + Partner

Matthias Molzbichler, MHM architects.

Foto: MHM

Werner Kreilinger, Bene Consulting.

Foto: Bene Consulting
Armin Ebner, BEHF Architekten: Was Facility-Management betrifft, ist das Bewusstsein seitens der Auftraggeber erfahrungsgemäß immer noch sehr gering. Aus diesem Grund schlagen wir von uns aus die Miteinbeziehung des Facility-Managers aktiv vor und versuchen, auf die Auftraggeber bewusstseinsbildend einzuwirken. Bei fast allen Bauherren gelingt diese Maßnahme, nur die wenigsten wehren sich – aber das sind Ausnahmen, die immer seltener auftreten. Natürlich steht am Anfang die Haustechnik im Vordergrund. Oft sind das sehr pragmatische und standardisierte Maßnahmen, die in die Planung einfließen müssen. Erst in einer späteren Projektphase werden Aspekte wie Betrieb, Instandhaltungsmaßnahmen und Reinigung miteinbezogen. Je detaillierter man wird, desto versteckter sind die Kosten. Aber in Summe machen gerade diese Kleinigkeiten eine intelligente Planung und in Folge ein gut funktionierendes Gebäude aus. Wichtig ist in jedem Fall eine ganzheitliche Lösung. Ich sehe es daher als Aufgabe der Architekten, die Pragmatik des Facility-Managements mit einer guten und ansprechenden Architektur zu vereinen. Das geht nur, wenn man das Facility-Management von Anfang an im Hinterkopf hat. Wer es als notgedrungenes Übel erst im Nachhinein über das fertig konzipierte Gebäude drüberstülpt, der zerstört die Architektur nur – und ist nebenbei seiner Aufgabe, die ihm die Zukunft abverlangt, nicht nachgekommen.

Wolfgang Lösch, Eco Business Immobilien:
In der Vergangenheit und in der Gegenwart zeigt sich, dass Facility-Management heute leider noch keine Selbstverständlichkeit ist. In Zukunft wird das Thema daher noch viel wichtiger werden. Faktoren wie Funktionalität, Raumaufteilung, Form, Identität und Effizienz eines Gebäudes werden für den Erfolg entscheidend sein. Allerdings kann das alles nicht dem Architekten überlassen werden. Das Bauen ist bereits derart fachspezifisch und komplex, dass der Architekt die Koordination nur mehr in Wechselwirkung wahrnehmen kann. Es muss ein Zusammenspiel zwischen Architekten und Sonderfachleuten geben. Vor allem müsste die Ausbildung der Architekten den Bereich Mediation und Führung von gleichberechtigten Partnern beinhalten. Anders wird es nicht möglich sein, die immer komplexer werdenden Planungsprozesse zielstrebig zu koordinieren. Ein wichtiger Punkt des Facility-Managements umfasst die Flexibilität von Gebäuden. Aus meiner Erfahrung wird dieser Punkt jedoch überschätzt. Die absolute Flexibilität ist in der Praxis kaum durchführbar. Es zeigt sich, dass es oft besser ist, einen klaren Fokus auf eine bestimmte Zielgruppe zu haben, als so flexibel zu sein, dass man sämtliche Zielgruppen erreichen kann. Und noch ein Wort zur Energiebilanz von Gebäuden: Im Wohnbau ist man da schon weiter, im Gewerbebau mangelt es absolut an einem Maßstab für Energiebilanz.

Wolfgang Vasko, Vasko und Partner Ingenieure:
Wir haben Untersuchungen gemacht, die zu erstaunlichen Resultaten geführt haben: Wenn man alle Kosten unter die Lupe nimmt, die ein Gebäude während seiner Lebensdauer verursacht, macht die Planung gerade mal ein Prozent aus! Die Errichtung schlägt sich mit 20 Prozent zu Buche, und der Betrieb macht über 78 Prozent aus. Daher versuchen wir, unseren Bauherren eine langfristige Einsparung hinsichtlich der Betriebskosten nahezulegen. Bei einem herkömmlich geplanten und nicht abgestimmten Objekt muss man im Bürobau mit etwa zwölf Euro Energiekosten pro Quadratmeter und Jahr rechnen. Bei einem mit Facility-Managern und Haustechnikern abgestimmten Projekt kann man die Energiekosten auf sechs Euro runterschrauben. Wichtig ist, dass von der ersten Stunde an Fa_cility-Manager und technisch Versierte mit von der Partie sind. Leider gibt es immer noch viele Kollegen, die nicht informiert und nicht engagiert sind. Mit Schmäh und mit feschen Häusern alleine werden wir nicht weit kommen.

Matthias Molzbichler, MHM architects:
Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass das Interesse am Facility-Management steigt, wenn der Investor das Gebäude auch selbst langfristig zu nutzen beabsichtigt. Soll das Gebäude jedoch verkauft werden, so wollen viele Bauherren lediglich die Einhaltung der behördlichen Auflagen. Wenn es sich mit den Wünschen des Auftraggebers deckt, dann ziehen wir in der Regel bereits in der Vorentwurfsphase einen Facility-Manager heran, meistens gibt es von Anfang an eigene FM-Besprechungsrunden. Natürlich gibt es oft Konflikte zwischen Architekten und Facility-Managern. Beispielsweise muss der Architekt rutschfeste Fliesen einbauen, weil es an bestimmten Orten baubehördlich vorgeschrieben ist. Und was sagt der Facility-Manager? Er beklagt sich über die schwierige Reinigung rauer Oberflächen. Wie soll man so einen Knoten lösen? Einfache Antwort: Je professioneller Architekt und Facility-Manager zusammenarbeiten können, desto schneller kommt man zu einem beiderseits zufrieden stellenden Ergebnis.

Werner Kreilinger, Bene Consulting: Das Bewusstsein rund ums Facility-Management hat bereits zugenommen, ist aber immer noch ausbaufähig. Insbesondere die planungsbegleitende FM-Planung und eine gezielte Lebenszyklus-Orientierung gewinnen zunehmend an Bedeutung. Wir haben beobachtet, dass die Bauherren bereits sehr sensibilisiert sind und das Thema gerne aufnehmen. Vor allem private Investoren sind nicht ausschließlich auf Baukosten fixiert, sondern bemühen sich, langfristiger und betriebseffizienter zu denken als beispielsweise öffentliche Bauherren. Ein bisschen schwieriger wird es bei den Architekten. Da merken wir, dass Theorie und Praxis noch auseinanderklaffen. Der Architekt ist in der Planungs- und Errichtungsphase mit von der Partie, ist aber im langfristigen Betrieb natürlich nicht mehr involviert. Der größte Appell an Architekten lautet daher, mit einem geschulten Expertenteam zusammenzuarbeiten. Anstatt immer nur durch seine eigene Brille zu schauen, kann man sich auf diese Weise einen größeren Blickwinkel verschaffen. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.5.2007)