Die öffentlichen Bibliotheken in Deutschland haben mit der "Onleihe " am Mittwoch ein europaweit einzigartiges Angebot gestartet. Zum Ausleihen aus den öffentlichen Bibliotheken soll sich der Nutzer künftig nicht mehr nach Öffnungszeiten richten müssen. Das Online-Angebot, das zunächst jeweils bis zu 10.000 digitale Titel, darunter Hörbücher, E-Books, Videos und Musik, umfasst, soll über das Internet rund um die Uhr verfügbar sein und für fünf Tage "entliehen" werden können. Zur Ausleihe braucht man einen Ausweis der jeweiligen Bibliothek.

Fünf Tage

Wie in der analogen Bibliothek dauert die Ausleihfrist rund fünf Tage, danach werden die Medien unbrauchbar. Die Medien sind mit Microsofts Kompressionsverfahren WMA (Windows Media Audio) codiert und lassen sich an Windows-PCs sowie Playern mit Windows Media Player-Software abspielen.

An dem Pilotprojekt beteiligen sich zunächst die öffentlichen Bibliotheken von Hamburg, Köln, Würzburg und München. "Die Onleihe ist die Antwort der Bibliotheken auf die digitale Revolution", sagte Holger Behrens, Geschäftsführer der Wiesbadener DiViBib GmbH, am Mittwoch in Hamburg, die das Angebot für die Bibliotheken entwickelt hat.

"Junge Nutzer nutzen das Web 2.0 und erwarten von uns zu Recht auch die 'Bibliothek 2.0'"

In den öffentlichen Bibliotheken in Deutschland werden im Schnitt rund 350 Millionen Medien im Jahr ausgeliehen, sagte Hella Schwemer-Martienßen, Direktorin der Bücherhallen Hamburg. Das neue Online- Angebot sei ein ausgezeichnetes Instrument zur Kundenbindung. Es gelte dem Online-Händler Amazon mit einem Angebot ohne Kaufzwang etwas entgegenzusetzen. "Junge Nutzer nutzen das Web 2.0 und erwarten von uns zu Recht auch die 'Bibliothek 2.0'".

Zusammen mit Würzburg sind die Hamburger Bibliotheken bereits am Mittwoch an den Start gegangen, am 18. Juni soll Köln und im Juli München folgen. Bis zum Jahresende sollen insgesamt 20 Bibliotheken mit einem digitalen Ausleih-Angebot online sein, sagte Behrens.(APA)