Entspannter Umgang mit absurdesten Szenen in bestem Outfit: Matt Damon, George Clooney und Brad Pitt (v. li.) in Steven Soderberghs Komödie "Ocean's Thirteen".

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Wien - "Are you ready?" "I was born ready." - Eine große Dialogpassage vor einem großen Coup. Andy Garcia sitzt vor dem Spiegel und richtet sich den Schlips, George Clooney steht hinter ihm und betrachtet ihn mit dem süffisanten Lächeln eines Spielers, der weiß, dass er diesen Schnösel noch ein paar Stunden brauchen wird und gleichzeitig das Fettnäpfchen für ihn schon vorbereitet hat. Es wird dafür keiner Waffen bedürfen. Der Anlass für die ganze Aktion, die nun folgen wird, ist relativ absurd. Was allein zählt: Pokerface bewahren und konstant den Spieleinsatz erhöhen.

Zum wiederholten Mal haben sich mit Clooney, Garcia, Brad Pitt, Matt Damon und Co. Hollywoods coolste Stars versammelt, um sich unter der Regie von Steven Soderbergh auf die Spuren alter Rat-Pack-Komödien mit Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. zu begeben. In Ocean's Thirteen, dem mittlerweile dritten Film rund um eine Gruppe risikofreudiger Bank- und Kasinoknacker, hat sich auch noch ein Gegenspieler besonderer Güte hinzugesellt:

Al Pacino spielt einen endlos eitlen Hoteltycoon, der mit einem neuen, megalomanen Riesenschuppen in Las Vegas einmal mehr abkassieren und - seine besondere Leidenschaft - beste Gastronomiekritiken einstreifen will. Sein Fehler und sein Pech dabei: Er hat vorher einen der besten Freunde der coolen Ocean-Gang betrogen und ihm fast das Herz gebrochen. Jetzt soll er also am Eröffnungstag sowohl am Spieltisch wie auch in den einschlägigen Hotelführern demontiert werden.

Dazu treibend funkige Musik, geilste Las-Vegas-Lichtshows, Herrenmode und Sonnenbrillen, dass man am Ende des Films eigentlich die nächste Nobelboutique überfallen möchte. Ocean's Thirteen wäre aber letztlich nicht mehr als ein weitere nette Aneinanderreihung von Schauwerten, wenn Steven Soderbergh nicht etwas ganz anderes versucht und in überragender Manier auch geschafft hätte - nämlich eine Komödie der Nichtigkeiten in einem Maße zuzuspitzen, bis sich (so wie einst bei Feydeau, Labiche etc.) die kleinsten Details gegen die größten Neurotiker verschwören.

Kritikerpapst am Ende

Man muss an Klassiker wie einst A Fish Called Wanda denken, will man Momente preisen, in denen zum Beispiel ein Kritikerpapst statt mit einem ausgerollten roten Teppich mit Geruchsbelästigungen, Beleidigungen und Hautausschlag konfrontiert wird. Es tut einfach gut, wenn Danny Ocean (Clooney) nicht nur seine soziale Ader entdeckt, sondern irgendwann gemeinsam mit seinen Kumpanen bei Oprah-Winfrey-Charity-Sendungen feuchte Augen nur notdürftig hinter verspiegelten Brillengläsern verbirgt.

Und was macht ein junger Mann, der sich mit einer großen Latexnase etwas seltsam verkleidet hat, wenn er sich Sexual-Lockstoffe am Hals appliziert und damit Pacinos Chefassistentin in den heißen Wahnsinn treibt? Matt Damon führt es mit einer Ungeniertheit vor, die bestenfalls dort an ihre Grenzen stößt, wo man mit einer Kunstnase nicht aus Champagnerkelchen trinken kann. Und Ellen Barkin, einst Queen of Cool in Filmen wie The Big Easy - sie feiert in unfassbaren Szenen wie dieser ein überfälliges Comeback.

Alles an Ocean's Thirteen ist von vornherein auf die Spitze getrieben, um dann noch Steigerungen zu erfahren: Die Unsinnigkeit der Ausgangssituation, die Überproportioniertheit des logistischen Aufwands beim Rachefeldzug, dessen technische Einzelheiten irgendwann nicht einmal mehr die Protagonisten begreifen, und - last, but not least: die völlige Entspanntheit der Schauspieler, die irgendwann schon fast Brecht'sche Verfremdungseffekte zeitigt: In jedem anderen Hollywoodfilm würde man Szenen herausschneiden, in denen ein Star aus der Rolle fällt und über den Nonsens, der da fabriziert wird, zu grinsen beginnt. Hier gibt es einige solcher Szenen.

Ocean's Thirteen wird dabei wie jede gute Boulevardkomödie auch zu einer virtuosen Etüde über Erzählmechanik, über Strategien der Verführung und darüber, dass man meist Bestandteil jenes Systems bleibt, das man doch gerade auszuhebeln ersucht. Danny Ocean und seine Freunde stellen Las Vegas auf den Kopf, gleichzeitig sind sie selbst die besten Werbeträger für eine Welt der schnellen Risikos und flüchtigen Effekte.

Dies - "I was born ready" - funktioniert vor allem auch über sensationelle One-Liner. Einer der letzten Sätze am Ende, das hier nicht verraten sei, lautet: "See you, when I see you." Diesen Film will man öfter sehen. (Claus Philipp, DER STANDARD, Printausgabe, 04.06.2007)