Vertauschte Geschlechter-Bilder in der Benetton-Auslage – mit ihrer Erschafferin Isabella Meier.
Foto: DOKU GRAZ
"Which part of NO didn´t you understand?" ("Welchen Teil von NEIN hast du nicht verstanden?") prangt auf den T-Shirts, die die Schaufensterpuppen der Boutique Marc O´Polo tragen. Hier steht Gewalt gegen Frauen im Zentrum, ein paar Häuser weiter, im Benetton-Shop, thematisiert ein "Fehlersuchbild" stereotype Geschlechterdarstellungen, dazu gibt es Infos über Sexismus. Mitten in der Auslage. Vor der Bäckerei Auer Brot erinnert ein Plakat an eine frühere sexistische Werbung der Bäckerei-Innung – daneben das provokante Gegensujet der Grazer Künstlerin DIVANOVA 07. Vor dem SPAR frühstücken auf Werbebildern nicht wie gewohnt heterosexuelle Pärchen, sondern homosexuelle, und in einer weiteren Auslage zerfleddert ein Kurzfilm der steirischen Künstlerin Ulla Klopf den Barbie-Mythos. Ein Schild mit der Aufschrift "gender findet staDt – sexismusFreie Zone" ergänzt das Straßenschild der Hans-Sachs-Gasse.

Feminismus geht ins Zentrum

Ersonnen hat die gleichnamige einwöchige Aktion das Grazer Frauendokumentations- und Projektzentrum DOKU Graz. Fast zwanzig von etwa 25 Betrieben in der Hans-Sachs-Gasse und am Tummelplatz haben sich daran beteiligt. Unterstützt wird das Projekt von der Stadt Graz, namentlich von Frauenstadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl (SPÖ) und Wirtschaftsstadtrat Detlev Eisel-Eiselsberg (ÖVP), sowie von der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung.

Ziel ist es, für stereotype Geschlechterdarstellungen zu sensibilisieren und sexismusfreie (Werbe-)Alternativen aufzuzeigen, erklärt die Soziologin und Projektleiterin Isabella Meier vom DOKU, denn: "Frauen sind im öffentlichen Raum als Individuen unterrepräsentiert, mit ihrem Körper dagegen überrepräsentiert." Die Innenstadt wurde ausgewählt, um zu symbolisieren, dass Feminismus nicht "an die Peripherie gedrängt werden soll". Die gesamte Woche lang stehen DOKU-Mitarbeiterinnen an einem Infostand am Tummelplatz zu Diskussionen bereit, mittels Fragebögen wird das Projekt evaluiert.

Selbstkritische Wirtschaft

Besonders bemerkenswert daran ist nicht nur, dass es sich mitten im Stadtzentrum breit macht, sondern dass es überdies gelungen ist, die Wirtschaft in großem Stil einzubinden, ja dazu zu bringen, durchaus selbstkritische Statements zur Schau zu stellen. Bei etlichen Betrieben habe es schon intensiver Diskussionen bedurft, bis sie sich mit den vom DOKU vorgeschlagenen Sujets einverstanden erklärt hätten, erzählt Meier. Prinzipiell sei man aber beim Großteil der Gewerbetreibenden "auf große Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft gestoßen", erklärt DOKU-Leiterin Maggie Jansenberger. So habe man letztlich fast alle Ideen umsetzen können. Nicht teilnehmen wollten Augarten Porzellan, Café Gino und eine Trafik, kurz vorher abgesagt haben die Boutique Cellini und Grall-Medizintechnik. Den anderen Betrieben winkt Ende der Woche ein Preis, gestaltet von der Künstlerin DIVANOVA 07. (Gerlinde Pölsler)