Berlin/Hamburg - Die Literaturnobelpreisträgerin
Elfriede Jelinek hat im Streit um die richtige Pflege des Nachlasses
des 1982 gestorbenen Filmregisseurs Rainer Werner Fassbinder die
Partei der Fassbinder-Schauspielerin Ingrid Caven ergriffen.
"Sämtliche Wegbegleiter dieses bedeutendsten Filmemachers der
deutschen Nachkriegsgeschichte wurden seit Fassbinders Tod
systematisch aus der Rezeptionsgeschichte seines Werks verdrängt und
eliminiert", schreibt Jelinek in einem in der "Zeit" veröffentlichten
Leserbrief.
"Aber wer die Geschichte eines Werks ausradiert, beschädigt das
Werk selber, da nützen die besten Film-Restaurierungen nichts."
Jelinek spielt dabei auf die von der Fassbinder-Foundation initiierte
Restaurierung und "Aufhellung" von Fassbinders Döblin-Verfilmung
"Berlin Alexanderplatz" an, die im Februar auf der Berlinale
vorgestellt wurde und seitdem auch auf DVD erhältlich ist.
Der Streit um Fassbinders Nachlasspflege war kürzlich entbrannt.
Frühere Mitarbeiter Fassbinders, dessen 25. Todestag sich an diesem
Sonntag (10. Juni) jährt, hatten Juliane Lorenz als Geschäftsführerin
und alleiniger Gesellschafterin der Fassbinder Foundation
"Geschichtsklitterung" und eine "Verdrängung" früherer Mitarbeiter
des Regisseurs vorgeworfen. Allen voran sprach Ingrid Caven von einer
"Zensur eines Lebens".
Lorenz wies die Vorwürfe in einer öffentlichen Erklärung als
"unwahr" zurück und betonte auch in einem Leserbrief an die "Zeit"
jetzt, jedem stehe es frei, Fassbinders Werk zu diskutieren, "denn
aus ihm kann keiner verdrängt werden, der mitgewirkt hat - dies wäre
nur der Fall, wenn das Werk nicht gezeigt würde. Dass dies nicht
geschieht, ist die Aufgabe und der Erfolg der Rainer Werner
Fassbinder Foundation." (APA/dpa)