Kein Lösungs-Set für Hundegaxibeseitigung

Foto: Renee Cuhaj

Der Hund von heute ist ein Hund von Welt. Er hat die Fesseln der Kette gesprengt, seinen Dienst als Wächter und Hirte weitenteils quittiert und ergeben wedelnd in einer boomenden Nische des großen, weiten Konsummarktes Platz gemacht.

Was wurde nicht schon alles für Wuffi, Bello & Co erfunden! Die Regale prosperierender Zoohandlungen biegen sich unter der Warenvielfalt von Hundeshampoos, Zeckenzangen und Hundekörben, unter Halsband-Allerlei, handgeflochtenen Leinen und kunstvoll designten Apportierknochen. Der Hund von heute verfügt über das Kamm-, Bürsten- und Haartrimmaccessoire eines mittleren Frisiersalons und über das Ball- und Spielzeugsortiment eines Wohlstandskindes. Wenn es regnet, trippeln die bedauernswertesten unter ihnen unter neckisch umgeschnallten Decken, wenn nicht gar Schirmchen über die Bürgersteige, und den allerärmsten zieht man an Tagen des Frostes sogar kleine Schühchen an, damit das Streusalz nicht die zarten Pfötchen ätze.

Erfindungsreichtum des Einzelnen

Doch obwohl die Hundsviecher ihre ausgewogenen Ballast- und Vitaminstoffkombinationen nunmehr aus wohlfeilen kipp- und rutschfesten Edelstahlnäpfen schlingen, blieb eines im Zuge dieser Hundeaccessoiremarktevolution völlig unverändert: das finale Stoffwechselprodukt, das je nach Belieben Hundekot, Hundsgacki oder Hundescheiße genannt werden darf.

Interessanterweise endet exakt an diesem Punkt der Konsumkette die Kreativität des Marktes, denn für die Hundegaxbeseitigung wurde bis dato kein Lösungs-Set designt, sieht man von kommunalen Profigeräten für Großstädte einmal ab. Verantwortungsvolle Frauerln und Herrln sind in öffentlichen Bereichen auf Plastiksäcke zurückgeworfen, und wie die Scherereien im eigenen Garten beseitigt werden, bleibt dem Erfindungsreichtum des Einzelnen überlassen.

Zum Glück haben manche – wie beispielsweise Ihr Grünzeug – Nachbarn, deren kreative Talente sich weit über derlei stinkende Petitessen erstrecken. Einer von ihnen ist Klaus S. Er ist eine jener erfreulichen Erscheinungen, die mit fröhlichem Tatendrang nicht lange industriell Vorproduziertens harren, sondern handeln. Als Elliott, der Hund, in die Familie aufgenommen wurde, betrachtete Klaus S. den trümmerlgespickten Garten, überlegte kurz, fertigte eine kleine Konstruktionsskizze an, begab sich in die Werkstatt und warf sein Schweißgerät an.

Einschaufeln der Teile

Das Resultat ist eine Sensation in Edelstahl: Ein den Dimensionen Elliottscher Ausscheidungen angepasstes Schäufelchen wurde in probatem 90-Grad-Winkel am Stiel montiert, das dazu passende Kehr-Teil verfügt ebenfalls über einen sanften, ergonomisch perfekten Knick, der lässiges Einschaufeln der Teile in stehendem und ungebücktem Zustand ermöglicht. Der an den Seiten gekantete Stahl der Schaufel verhindert ein Abgleiten der Materie, sodass nicht bereits nach dem ersten Trumm innegehalten und ausgeleert werden muss. Und – beide Teile können so ineinander verschränkt werden, dass sie sich platzsparend irgendwo in einer unauffälligen Ecke verstauen lassen.

Seit die Familie S. beim Hantieren mit diesem Gerät beobachtet wurde, hängen begehrlich winselnde Nachbarn am Gartenzaun. Diejenigen, die am schönsten wedeln, kriegen auch so ein Teil. Klaus S. sollte sofort Patent anmelden und im Nebenjob ein Hundeaccessoiregeschäft aufmachen. (Ute Woltron/Der Standard/rondo/08/06/2007)