Baby Moritz hat noch nicht einmal den Bauch seiner Mutter verlassen, schon muss sich diese Gedanken über einen Betreuungsplatz für den Sohnemann machen. Denn die sind rar, insbesondere für unter Dreijährige. Wenigstens darüber sind sich Familienministerin und Frauenministerin einig. Wenn es darum geht, diese Plätze auch tatsächlich zu schaffen, ist sie aber schon wieder dahin, die Einigkeit.

Also hat man sich zuerst die Modifizierung des Kindergeldes vorgenommen. "Flexibilisierung" heißt das im Regierungssprech. De facto ist es eine Wahlmöglichkeit. Wer kürzer daheim bleibt, bekommt künftig mehr Geld. Und wer einen Partner hat, mit dem er sich die Kindererziehung teilt, darf länger zu Hause bleiben. Wer nicht, hat Pech. Das stößt jetzt der Frauenministerin sauer auf. In letzter Minute reklamiert sie noch Verbesserungen für Alleinerzieherinnen in den Entwurf, sowie mehr Wahlmöglichkeiten, was die Bezugsdauer anlangt.

Der Einwand, weitere Varianten würden einen administrativen Mehraufwand bedeuten, ist lächerlich: Man müsste sich nur ein neues EDV-Programm leisten. Eine Flexibilisierung, die ihren Namen verdient, hätte auch den Vorteil, dass sich Eltern bereits vor Karenzantritt ganz konkret Gedanken über ihren Wiedereintritt ins Berufsleben machen müssten.

Beim "Kindergeld neu" stellen sich aber noch eine Reihe weiterer Fragen: Warum etwa schafft man die Zuverdienstgrenze nicht gänzlich ab? Schließlich geht es doch vorgeblich immer darum, insbesondere Mütter schneller wieder an den Arbeitsplatz zu holen. Und schließlich, untrennbar mit all dem verbunden: Wohin soll bitte Baby Moritz, wenn seine Mutter nur 15 Monate zu Hause bleiben will? Das neue Kindergeld macht nur Sinn, wenn endlich Betreuungsplätze geschaffen werden. (Karin Moser, DER STANDARD, Printausgabe 13.06.2007)