Auszug aus den Verkaufsunterlage der ORF Enterprise zu "Mitten im Achten": als Reichweite werden 400.000 ZuschauerInnen angegeben.

Kein Wiedersehen "Mitten im Achten"

Foto:ORF/Petro Domenigg
Noch gestern meinte ORF-Kommunikationschef Pius Strobl zu "Mitten im Achten": "Die Geschäftsführung wird eine kluge Entscheidung treffen, die eher bald als zu spät fallen wird." Nach STANDARD-Infos ist diese Entscheidung nun gefallen, "Mitten im Achten" wird eingestellt. Die letzte Folge wird am 29. Juni ausgestrahlt, bestätigt der ORF etwas später.

"Die Exklusivmeldung auf Kurier Online schlug ein wie eine Bombe", schreibt der "Kurier" in seiner Abendausgabe. Auch "Österreich" nannte seine Meldung online exklusiv. Die Meldung von etat.at, zumindest zeitgleich mit den geschätzten Kollegen im Netz (davor schon per SMS und zudem per Spezial-Mail) dürften freilich die meisten Menschen auch mitbekommen haben im Vergleich zu anderen "Bomben": Am Nachmittag zählten wir schon 44.000 Zugriffe alleine auf diesen Artikel.

Ab 2. Juli werden um 19.20 Uhr auf ORF 1 Wiederholungen von "Malcolm mittendrin" zu sehen sein. Grund für die unerwartet plötzliche Entscheidung: Trotz des "sehr konkurrenzstarken Sendeplatzes und der notwendigen Anlaufzeit" lag das Format "zu deutlich unter den Erwartungen". Gestern waren übrigens 100.000 ZuschauerInnen dabei, der Marktanteil lag bei sechs Prozent.

Imageverlust

Außerdem fürchtet der ORF den Imageverlust: Auf Basis umfangreicher Marktforschung sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass die Wahrscheinlichkeit "zu groß" ist, dass das Format auch in absehbarer Zeit nicht den gewünschten Erfolg haben wird. Belastend wirkte sich außerdem die "anhaltende negative öffentliche Diskussion" in Zusammenhang mit "MiA" aus, die "zu einem negativen Imagefaktor für das Gesamtprogramm des ORF wird", so Wrabetz. Es sei seine Aufgabe, "auf vorliegende Fakten konsequent zu reagieren", auch wenn er bedauere, "dass der erste Versuch, eine tägliche österreichische Unterhaltungsserie zu etablieren, nicht gelungen ist".

Produktionsfirma erst am Mittwoch informiert

Für die Produktionsfirma von "MiA" dürfte die Entscheidung des ORF-Chefs überraschend gekommen sein. Sie wurde erst am Mittwoch darüber informiert, dass die Produktion der Serie so rasch wie möglich einzustellen ist. Jene Folgen, die schon produziert beziehungsweise in der Fertigstellungsphase sind, werden vom ORF noch abgenommen. "Über deren Einsatz wird zu entscheiden sein", ließ sich der ORF-Chef die Möglichkeiten offen.

Alternativen

Trotz des Flops mit der österreichische Daily will der ORF von diesem Projekt grundsätzlich nicht ablassen: Wrabetz kündigte an, die zuständigen Abteilungen zu beauftragen, Alternativen für eine österreichische Produktion für den "MiA"-Sendeplatz zu entwickeln. Allerdings will man sich diesmal Zeit lassen: "Dieser Prozess wird mehrere Monate in Anspruch nehmen, so dass ein durchgängiges eigenproduziertes Format realistisch erst gegen Ende 2008 zur Verfügung stehen wird", kündigte der ORF-General an.

Programmdirektor Wolfgang Lorenz, der mit der Ausarbeitung der Programmalternativen beauftragt ist, trage die Entscheidung seines Chefs mit. Seinen besonderen Dank sprach Wrabetz den Schauspielern und allen Mitwirkenden von "MiA" aus, "die unter sehr schwierigen Bedingungen einer negativen öffentlichen Diskussion mit ganzem Einsatz an der Umsetzung des Projektes gearbeitet haben und zu einem bemerkenswerten Team wurden". (red/APA)