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Konrad Brustbauer steht der neu geschaffenen Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft vor. Der pensionierte OGH-Vizepräsident will sein Amt ruhig angehen – die Opposition hat ihre Zweifel

Foto: APA/ HERBERT PFARRHOFER

Wien – Derzeit hat Konrad Brustbauer, der neue Wiener Pflege- und Patientenanwalt, noch ganz andere Sorgen: Als Verfahrensanwalt begleitet er den parlamentarischen Banken-Ausschuss, der laut Programm am 2. Juli abgeschlossen sein soll. Bereits einen Tag vorher, am 1. Juli, tritt der 67-jährige Jurist sein Amt in der nunmehr zusammengelegten Pflege- und Patientenanwaltschaft an und folgt damit dem Patientenanwalt Walter Dohr und dem zwischen 2003 und 2006 eingesetzten Pflegeombudsmann Werner Vogt nach.

Kompetenz

Menschen in Krisensituationen helfen zu können und für Qualitätssicherung im Gesundheitsbereich zu sorgen, bezeichnete der ehemalige Vizepräsident des Obersten Gerichtshofes am Mittwoch als große Auszeichnung. Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) lobte Brustbauer, der am Dienstag mit den Stimmen von SPÖ, FPÖ und ÖVP in der Landesregierung für fünf Jahre bestellt wurde, in höchsten Tönen. Er verfüge nicht nur über eine außerordentliche juristische, sondern auch ein hohe soziale und menschliche Kompetenz.

Grüne wollten Frau

Die Grünen sind anderer Meinung: Mit Brustbauer hätte die Stadtregierung einen männlichen Richter aus der Pensionierung zurückgeholt, dessen Berufskarriere keinerlei einschlägige Tätigkeit aufweise – obwohl es unter den in die Endauswahl gekommenen Bewerbern hochqualifizierte jüngere Frauen gegeben habe, die konkrete Erfahrungen aus Pflege- und Gesundheitsberufen mitgebracht hätten, kritisierte Gesundheitssprecherin Sigrid Pilz. Die ÖVP bemängelte, dass die Stadtregierung die Bestellung ohne Einbeziehung der Opposition allein einer externen Consulting-Firma überlassen hatte, ohne ein Hearing der Kandidaten vor dem Gesundheitsausschuss zu ermöglichen.

Emotionen unterdrücken

Brustbauer selbst gab sich eher zurückhaltend: "Es ist nicht die Aufgabe des Patientenanwalts, laut zu werden. Vom meinem Berufsfeld her muss man das Emotionale meist unterdrücken", sagte Brustbauer in Anspielung auf die emotionale Vorgangsweise des streitbaren Pflegeombudsmannes Vogt, der im Konflikt mit der Stadtregierung aus seinem nach dem Pflegeskandal in Lainz eingerichteten Amt geschieden war.

Die Pflege- und Patientenanwaltschaft ist eine weisungsfreie Anlaufstelle für Patienten und deren Angehörige sowie für Ärzte. Ihre Aufgaben umfassen die Behandlung von Beschwerden, die Aufklärung von Mängeln und Missständen, Information über Patientenrechte, Spitäler, Hauskrankenpflege, soziale Dienste und Pflegegeld. (kri, DER STANDARD Printausgabe 14.6.2007)