New York - Die UNO gedachte am Freitag ihres früheren Generalsekretärs Kurt Waldheim, der am Donnerstag in Wien gestorben ist. Generalsekretär Ban Ki-moon würdigte in einer Gedenkstunde der Generalversammlung die Verdienste Waldheims, der von 1972 bis 1981 an der Spitze der Weltorganisation stand. Die Fahnen vor dem UNO-Komplex wurden auf Halbmast gesenkt.

"Er war ein Mann, der die Geschichte gelebt hat", sagte Ban, der den früheren österreichischen Bundespräsidenten als Botschafter Südkoreas in Wien kennen gelernt hat.

"Während seines ganzen Lebens hat Waldheim für die Sache der Vereinten Nationen gearbeitet und hat sich mit großem Interesse aller wichtigen Entwicklungen in der Weltorganisation angenommen", betonte der österreichische UNO-Botschafter Gerhard Pfanzelter. Waldheim habe sein Leben in den Dienst des Weltfriedens, der Entwicklung und der Freiheit gestellt. Als UNO-Generalsekretär habe er nicht nur zahlreiche internationale Krisen angepackt, er habe sich auch unermüdlich für die Behebung der globalen Ungerechtigkeit in den Entwicklungsländern eingesetzt.

Bei der Gedenkstunde meldeten sich auch die Vertreter der verschiedenen Ländergruppen zu Wort. Die Vereinigten Staaten als Gastland der UNO gaben sich ziemlich wortkarg. Waldheim habe dieser Organisation ein Jahrzehnt gedient, zu einer kritischen Zeit in ihrer Geschichte, sagte der US-Vertreter.

Nur Mexiko erinnert an den Nationalsozialismus

Als Einziger erinnerte der Vertreter Mexikos an die Zeit des Nationalsozialismus. Waldheim habe einer Generation angehört, die eine "schmerzvolle und turbulente Periode der Geschichte ihres Landes und Europas" erlebt habe. "Seine Biografie wie die anderer seiner Zeitgenossen hat Kontroversen ausgelöst, die bis heute nicht verstummt sind", sagte der mexikanische Diplomat, der im Namen der Länder Lateinamerikas und der Karibik sprach. Doch auch er anerkannte Waldheims Verdienste bei der Bewältigung humanitärer Krisen.

Großbritannien würdigte in Namen der Gruppe der "westeuropäischen und anderen Staaten" Waldheims Bemühungen, die Vereinten Nationen zur Beilegung von Krisen in der Welt einzusetzen. Auch bei der Einberufung einer Reihe internationalen Konferenzen habe Waldheim eine führende Rolle gespielt.

Im Namen der Gruppe afrikanischer Länder sagte der Vertreter Tunesiens, Waldheim habe zu einer kritischen Zeit in der Geschichte der UNO entschlossen darum gekämpft, die Prinzipien und Werte der Organisation umzusetzen. Waldheim werde der UNO als ein Staatsmann und erfahrener Diplomat in Erinnerung bleiben, der sich für das Wohl der Menschen überall in der Welt eingesetzt habe, insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent.

Der Vertreter Singapurs erinnerte im Namen der Ländergruppe Asiens daran, dass Waldheim gleich nach seiner Amtsübernahme mit einer Reihe humanitärer Katastrophen konfrontiert gewesen sei. Er habe danach den Posten des UNO-Beauftragten für Katastrophenhilfe geschaffen, was zur Gründung der UNDRO geführt habe. Auch mit der Finanzkrise der UNO habe sich Waldheim beschäftigen müssen. Es sei ihm gelungen, die Finanzlage der UNO durch Kostensenkungen und Straffung des Managements zu verbessern.

Im Namen der osteuropäischen Ländergruppe sagte die Vertreterin Litauens, als Generalsekretär in den turbulenten 70er-Jahren habe sich Waldheim persönlich für die Krisenbewältigung eingesetzt, darunter in Namibia, Zypern, Nahost und Indien. Überdies habe er in Bangladesch und Afrika die größte Hilfsoperation der UNO organisiert. (APA)