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David Chipperfield ist Gastprofessor am London College of Arts

Foto: Archiv
"Wir Menschen sind langsam und passen uns Veränderungen nur langsam an. Es macht daher keinen Sinn, da oder dort plötzlich ein UFO hinzustellen", sagte der britische Architekt David Chipperfield zum Standard. Chipperfield, der sogar zum "Commander of the British Empire for Services of Architecture" ernannt wurde, ist jener Mann, der für Peek & Cloppenburg in Wien demnächst das neue Kaufhaus in der Kärntner Straße 29-33 hochziehen wird. Das verlautbarte am Freitag der Vorstand von Peek & Cloppenburg Deutschland.

Internationale Architektur von Rang und Namen ist in der Wiener Innenstadt eine Seltenheit. So erklärt sich auch der Kompromiss zwischen P&C und der Stadt Wien: "Es handelt sich um ein privates Investment, aber Cloppenburg war bereit, unseren Wünschen nach einem geladenen Verfahren entgegenzukommen", betonte Planungsstadtrat und Jurymitglied Rudolf Schicker. "Wir haben viele gute Architekten, aber relativ wenige aus dem Ausland bauen hier", sagte Schicker. Die drei anderen geladenen Architekten waren Richard Meier (New York), Raphael Moneo (Madrid) und Edouardo Souto de Mouro (Porto).

Glanzlichter setzen

Mit dem Londoner Architekten David Chipperfield, der mittlerweile auch Büros in Berlin, Mailand und Schanghai leitet, setzt Peek & Cloppenburg abermals auf die Architekturkarte. Chipperfield, bekannt für sein America's Cup Building in Valencia oder etwa das preisgekrönte River and Rowing Museum in Henley-on-Thames, fügt sich in die bisherige Architektenriege rund um Richard Meier, Gottfried Böhm, Renzo Piano und Konsorten, die für Peek & Cloppenburg bereits allesamt Kaufhäuser gebaut haben. "Wir planen Gebäude, die die Stadt gut kleiden und architektonische Glanzlichter setzen", sagt Horst Clemens, Generalbevollmächtigter bei Peek & Cloppenburg, "mit dieser Art der Architektur möchten wir mit unseren Kunden kommunizieren."

Welche Kommunikation legt das neue Wiener Glanzlicht an den Tag? Chipperfield, ein Freund klarer Linien und des rechten Winkels, bleibt seiner Linie treu - ein UFO ist es nicht. Auf dem Grundstück zweier bestehender Bürobauten setzt er eine riesige Matrix aus Naturstein, in die 35 quadratische Löcher - teilweise Auslagen, teilweise Brüstungen, teilweise Loggien - eingeschnitten sind. Ein dermaßen schlichtes Bauwerk hat Wien jedenfalls seit Jahren nicht mehr gesehen.

Chipperfield: "Experimentelle Architektur ist nicht meines. Meine Arbeit basiert vielmehr auf einer starken humanistischen Überzeugung. Von irgendwelchen Gebäuden, die den Menschen klein und mickrig erscheinen lassen, halte ich nichts." Gut für die Kommunalpolitik: Sogar die sonst zukunftsscheue Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel gibt sich mit dem Projekt zufrieden: "Ich sehe darin eine Chance, der Kärntner Straße ein neues Gesicht zu geben." Geplant ist der Baubeginn im Jahre 2008 und einer Fertigstellung bis 2010. Aktuelle Daten sind vorerst noch nicht bekannt. Die Baukosten werden in wenigen Wochen bekannt gegeben. (Wojciech Czaja, DER STANDARD-Printausgabe, 16./17.6.2007)