Forschung & Geschlecht
Barbie-Image macht krank
Die Brust als Symbol der Weiblichkeit - Kluft zwischen Schönheitsideal und Realität löst psychosomatische Erkrankungen aus
Die Kluft zwischen Schönheitsideal und Realität kann nach Expertenansicht psychosomatische Erkrankungen
auslösen. Das so genannte Barbie-Image mit Idealmaßen sei ein Beispiel für das krankhafte Streben nach äußerlicher Perfektion, sagte
Mechthild Neises von der psychosomatischen Gynäkologie der Medizinischen Hochschule Hannover anlässlich der Ausstellung "Brustbilder"
am Dienstag. Das Projekt der Internationalen Frauenuniversität (ifu) kann bis zum 31. August besucht werden. Idealbild
Die betroffenen Frauen betrachteten in vielen Fällen ihre Brust als Symbol ihrer Weiblichkeit sehr kritisch. Wenn ihre Brust nicht oder nicht
mehr dem angestrebten Idealbild entspreche, könne dies psychosomatische Erkrankungen auslösen. Hierzu gehörten Magersucht und Bulimie
(Ess- und Brech-Sucht). "Aber auch Frauen, die eine ganz durchschnittliche Brust haben, empfinden diese in vielen Fällen entweder als zu
klein oder als zu groß", sagte Neises. Sie seien oft unsicher und wollten den Erwartungen anderer gerecht werden.
Eine Erkrankung an Brustkrebs werde von Frauen, die sich an den geltenden Schönheitsidealen orientierten, als besonders belastend
angesehen. "30 bis 50 Prozent der Frauen erleiden nach der Diagnose einen Schock", sagte Neises. Hierbei spielten allerdings neben dem
möglichen Verlust der Brust und der damit verbundenen äußerlichen Beschneidung der Weiblichkeit auch der Gedanke an den Tod eine
wesentliche Rolle.
Feinere Körperwahrnehmung
Insgesamt sei die Zahl der psychosomatisch erkrankten Frauen fast doppelt so hoch wie die der Männer, sagte Neises. Allerdings geht die
Medizinerin von einer feineren Körperwahrnehmung der Frauen aus. "Es wird zunehmend deutlich, dass Frauen in anderer Weise als Männer
Symptome erleben und mitteilen", sagte die Expertin. Frauen nähmen ihre Beschwerden früher wahr und seien auch eher für eine medizinische
Behandlung bereit. (APA)