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Vorstandschef Karl-Franz Maier stets trotz guter Ergebnisse in der Kritik.

Foto: APA/Markus Leodolter
Die steirische Energie AG fuhr ihr bestes Konzernergebnis der Geschichte ein, dennoch hängt der Haussegen schief. Vorstandssprecher Karl-Franz Maier über alte Sünden und das Aufkeimen einer neuen Affäre.

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STANDARD: Vorweg eine aktuelle persönliche Frage: Ihnen wird vorgeworfen, Sie hätten einen Konzernchauffeur auch für private Zwecke engagiert. Nächste Woche sind Sie deswegen sogar Gegenstand einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung.

Maier: Ich will dazu nur so viel sagen: Dass solche Anschuldigungen jetzt in die Medien kommen, lässt den Schluss zu, dass in Wahrheit Motive und Interessen anderer Personen im Hintergrund stehen. Ich hatte den Fahrer aufgrund diverser Vorkommnisse Ende 2006 dringend ersucht, das Dienstverhältnis zu lösen. Er hatte sich zuvor für einige private Fahrten – unter anderem Übersiedelungen – angeboten. Das habe ich gerne angenommen und auch völlig normal extra und privat bezahlt.

STANDARD: Zurück zum Unternehmen. Wie geht es eigentlich der alten, skandalumwitterten Estag, die jetzt ja Energie Steiermark heißt? Den jüngst veröffentlichten Zahlen nach – der Konzern fuhr das beste Ergebnis seiner Geschichte ein – offenbar bestens. Der so genannte "Estag-Skandal" rund um Misswirtschaft scheint also verdaut. Wäre es nicht an der Zeit, sich jetzt, wie die Energie Oberösterreich, frisches Geld für Expansionen von der Börse zu holen?

Maier: Es ist richtig, der Konzern ist auf einem sehr guten Weg. Wir haben vieles an Ballast abgeworfen, uns auf das Kerngeschäft fokussiert, Strukturen gestrafft. Wir haben die erste Managementebene halbiert, die zweite Ebene um ein Drittel verkleinert. Wir haben mittlerweile auch alle notorischen Verlustträger eliminiert. Es gibt keine Cash-Fresser im Unternehmen, die wurden verkauft oder saniert. Mit all den Maßnahmen konnten wir ein Rekordergebnis erzielen Für unser Wachstum brauchen wir zurzeit kein neues Kapital.

STANDARD: Wie geht es denn mit den französischen Miteigentümern EdF/GdF, die 25 Prozent halten, weiter, nachdem diese überraschend ihre Anteile doch nicht verkauft haben? Maier: Es wurde vom Land Steiermark sogar eine Vertiefung der Kooperation angekündigt. Standard: Was soll vertieft werden?

Maier: Das wurde uns von den Eigentümern nicht präzisiert. Das Konzept der Vertiefung ist offenbar noch in Entwicklung.

STANDARD: Wenn Sie sich einen neuen Miteigentümer aussuchen könnten, sollte sich dennoch etwas an der Eigentümerstruktur mit Land Steiermark, Verbund und den Franzosen ändern: Wer wäre denn der ideale strategische Partner für die Energie Steiermark?

Maier: Wir haben eine sehr gute Eigentümerstruktur und sind darüber sehr zufrieden. Fest steht: Wir sind durchaus auch allein nicht nur überlebensfähig, sondern, wie unsere Zahlen beweisen, auch hochgradig lebensfähig. Ich sehe keine zwingende Notwendigkeit, sich nach neuen strategischen Partnern umzusehen. Es ist auch eine Stand-alone-Lösung durchaus denkbar.

STANDARD: Auch darüber, über die Zukunft des Konzerns, sollen Sie ja einige Streitgespräche mit ihrem Aufsichtsratspräsidenten Peter Schachner-Blazizek ausgetragen haben.

Maier: Dem Vorstand wurden die konkreten Absichten der Eigentümer über die künftige Eigentümerstruktur nicht kommuniziert. Ich wäre einem in den Medien kolportierten Einstieg des Verbundes positiv gegenübergestanden, wenn dies dem Unternehmen und den steirischen Stromkunden etwas gebracht hätte, zum Beispiel günstigeren Strombezug. Ich sah aber weit und breit nichts dergleichen. Mein persönlicher Rat bei dem damals angedachten Ausstieg der französischen Miteigentümer war daher eine Stand-alone-Lösung. Aber ich halte fest: Insgesamt sind diese Entscheidungen Sache der Eigentümer. Und die hat der Vorstand zu akzeptieren.

STANDARD: Schmerzt Sie noch die Entscheidung über die berüchtigten Südpolverträge, wonach 41 steirische Wasserkraftwerke in den Verbund eingegliedert wurden?

Maier: Landeshauptmann Franz Voves hat die Sache im Landtag auf den Punkt gebracht: Er sagte, energiepolitisch war das der größte Hirnschuss der steirischen Energiepolitik. Wir können heute zwar weiterhin ein Drittel unseres Strombedarfs aus heimischen Wasserkraftwerken bekommen. Allerdings nur zu Marktpreisen – und nicht zu Selbstkosten. Unsere Profitabilität wäre natürlich substanziell höher. Aus der damaligen kurzfristigen Sicht – die Energiepreise waren am Boden und die Kraftwerke daher nicht rentabel – ist es nachvollziehbar. Aber: Kaum war die Tinte trocken, ist der Strompreis wieder enorm gestiegen. Langfristig war es also keine glückliche Entscheidung. Trotzdem: Südpol ist vergossene Milch.

STANDARD: Wie wird sich der österreichische Energiemarkt entwickeln? Wer wird mit wem fusionieren, und welche Rolle könnten die Steirer dabei spielen?

Maier: Die steirische und österreichische Stromlandschaft ist europäisch betrachtet zu klein strukturiert, Konsolidierungsbedarf ist gegeben. Ich glaube, die Zeit ist reif, dass das österreichische Machtzentrum der Stromwirtschaft, also das Dreieck Verbund, Wien, Niederösterreich, in Bewegung kommt. Das wäre auch volkswirtschaftlich vorteilhaft. Das würde den Stromkunden was bringen. Wir sind eher Peripherie. Ich habe den Eindruck, dass sich im Osten jetzt wirklich was tun könnte. Die integrative Persönlichkeit des neuen Verbund-Chefs Michael Pistauer wirkt sich sicherlich positiv aus. Es werden, so vermute ich, jetzt Fronten begradigt, und vielleicht kommt es auch zu Kreuzbeteiligungen. Der ehemalige Verbund-Chef hat mit seinem Auftreten viel Porzellan zerschlagen. (Walter Müller, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.06.2007)