Mit dieser Ausschreibung hat das IFK (Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften) einen neuen Forschungsschwerpunkt ("Kulturen der Evidenz") entwickelt. Weiterhin ausgeschrieben bleibt der Schwerpunkt "Die kulturellen Paradoxien der Globalisierung". "Freie Projekte" werden ebenfalls berücksichtigt.
"Kulturen der Evidenz"
Was heißt "Evidenz" in den Wissenschaften? Der Anspruch, "nackte Tatsachen" zu präsentieren, ist sowohl in den Natur- wie auch in den Geisteswissenschaften längst überwunden. Weithin herrscht Einigkeit darüber, dass sowohl die exakten Wissenschaften wie auch die Geisteswissenschaften ihre Gegenstände konstruieren und dass "Tatsachen" erst durch Praktiken der Evidenzerzeugung (wie Diagramme, Bilder, Formeln, Texte etc.) entstehen.
Wissenschaftlich ist also Evidenz stets hergestellt. In den letzten Jahren häufen sich aber die Vorbehalte gegenüber diesem konstruktivistischen Leitbild. Im Rückgriff auf die Phänomenologie wird daher seit kurzem versucht, dem Eigenleben der Dinge wieder zu ihrem Recht zu verhelfen. Die Gegenstände der Wissenschaften sind sowohl konstruiert als auch daseiend, vermittelt und unvermittelt, künstlich und natürlich.
Das IFK fördert Forschungen zur wissenschaftlichen, künstlerischen und kulturellen Wahrnehmung, die gleichzeitig versuchen, die anthropologischen Voraussetzungen von Wahrnehmung und Erkenntnisverfahren zu klären. Themen für Forschungsprojekte sind u. a.: die Interaktionen von Wahrnehmung, Medien und Sinneswahrnehmung; visuelle, akustische und sprachliche Herstellung von Evidenz; soziale, politische und juridische Formen der Beweisführung, etc.
"Die kulturellen Paradoxien der Globalisierung"