Wien – Maria Vassilakou hat vor kurzem in Dänemark ein „Wunder“ erlebt – ein „Familienwunder“, um genau zu sein. Das hat die Klub- und Parteiobfrau der Wiener Grünen nachhaltig beeindruckt, daher fordert sie jetzt: „Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz für jedes Kind ab dem ersten Lebensjahr.“

So ist es nämlich in Dänemark geregelt, und die Kommunen haben dort die Aufgabe, diese Plätze auch, für jedes Kind in ihrer Gemeinde, bereit zu stellen. Diese „Kindertagesstätten“ sehen so aus: Drei Betreuerinnen kümmern sich um maximal 13 Kinder, eine Betreuerin ist Elementarlehrerin, die für das „Bildungs- und Erziehungskonzept“ in der Kindergruppe zuständig ist.

Das Ergebnis von so sorgfältiger Betreuung: Die Fertilitätsrate pro Frau beträgt 1,74 Kinder – in Österreich, wo nur zwölf Prozent der Einjährigen außer Haus betreut werden, beträgt die Geburtenrate 1,31 Kinder pro Frau. Für Wiens Grünen-Chefin Vassilakou „ein Zeichen, dass Frauen dann Kinder bekommen, wenn sie sich nicht zwischen Beruf und Familie entscheiden müssen, sondern beides haben können“.

Nordischer Erfolgsweg

Die Wissenschafterin Gerda Neyer vom deutschen „Zentrum für demokratischen Wandel“ nennt dies den „nordischen Weg“ in der Familienpolitik. Alle skandinavischen Länder haben die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Schwerpunkt auf ihrer politischen Agenda.

In Schweden werden 3,31 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Kinderbetreuung investiert, in Deutschland dagegen nur 2,73 Prozent – wobei 1,93 Prozentpunkte direkt an die Familien fließen. Der „nordische Weg“ trägt offenbar Früchte: In Dänemark sind 80 Prozent der 20 bis 39jährigen Frauen erwerbstätig – und zwar mehrheitlich in Vollzeitjobs statt Teilzeitjobs.

Darüber hinaus erhalten dänische Eltern ein Jahr lang „Elterngeld“, das sich an der Arbeitslosenunterstützung orientiert – und 80 Prozent des Letzt-Einkommens vor der Karenz ausmacht. Für Vassilakou geht das eine mit dem anderen Hand in Hand: „Wenn Mütter und Väter nur relativ kurz aus dem Erwerbsleben aussteigen, kann sich der Staat auch höheres, einkommensbezogenes Kindergeld leisten.“

Grüne Karenz

Für die Dänemark-Reisende Maria Vassilakou hat daher das „grüne Karenzmodell“ auch den richtigen Ansatz: „Acht Monate Kindergeld in Höhe von 80 Prozent des letzten Einkommens für jeden Elternteil.“ Nur so, meint die Wiener Grün-Politikerin, „kann man auch Väter dazu bewegen, daheim beim Kind zu bleiben“. Und das wiederum wirke sich „mit Sicherheit“ positiv auf den Kinderwunsch der Frauen aus, glaubt Vassilakou. (Petra Stuiber/DER STANDARD, Printausgabe, 19.6.2007)