Freistehend, überdacht, an den Seiten meist offen, oft in historischen Parkanlagen und mit Sitzbänken an den Innenseiten anzutreffen… So definiert sich ein Pavillon laut wikipedia. Charakteristika, die der am vorangegangen Wochenende sogenannten "Wolkenturm" im Park von Grafenegg vorbildlich erfüllt. Dennoch – so, wie man sich einen "Pavillon" vorstellt, schaut die Freiluftbühne so ganz und gar nicht aus.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Das was die Architekten Marie-Therese Harnoncourt, Ernst J. Fuchs sowie Thomas Proksch ("ARGE the next ENTERprise + Land in Sicht") aus dem Hut gezaubert haben, ist für viele Besucher erst einmal ein Schock: Ineinandergesteckte – in ihrer Wirkung dekonstruktive - Beton und Stahlelemente ragen 23 Meter in die Luft. Ein Anblick, der eher an ein verirrtes UFO denken läßt, das im Park notlanden musste.

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Auch die Rückseite im Süden vermag anfangs eher Rätsel aufzugeben, und erinnert im ersten Moment an ein überdimensionales Origami-Faltkunstwerk inmitten des Grüns.

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Doch die Funktionalität des Gebäudes wird schnell ersichtlich, und man erkennt erstaunt, wie sehr sich die moderne Architektur doch mit dem Ambiente des historischen Parks zu verbinden vermag.

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Der wichtigste Teil des Gebäudes ist die zwanzig Meter breite und elf Meter tiefe Bühne, die Platz für bis zu 200 Künstler bietet.

Die Nettonutzfläche des Gebäudes beträgt 651 m². 228 davon entfallen auf die Bühne, 203 für den Backstage-Raum, der Rest wird für Künstlergardaroben, Technikraum und Sanitärräume, sowie Akustikschleusen benötigt.

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Am Bühneneingang zeigt sich ein starker Farbimpuls auf der westlichen, dem Schloss zugewandten Seite.

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Das Bühnendach versteht sich als eigenständiges, skulptural geformtes Objekt, das auf Höhe der Baumkronen über der Landschaft zu schweben scheint. Außen mit einer walzblanken Metalloberfläche verkleidet, wird das Dach zum Himmel und Bäume reflektierenden Wolkenturm.

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Vor der Bühne bietet sich eine Fläche für 1.670 Sitzplätze, weitere 300 können bei Bedarf am Rasen ergänzt werden.

Der auffälligste, und weithin sichtbarste Teil ist das Dach des Pavillons, das je nach Perspektive anders aussieht.

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Bewegt man sich in und um das Gebäude, offenbaren sich viele Ein- und Durchblicke. Alt und Neu verbindet sich – trotz des respektvollen Abstandes zum Schloss - so wieder.

Der Grafenegger Schlosspark ist über die Jahrhunderte gewachsen; in seiner heutigen Anlage kann er auf annähernd 250 Jahre alte Geschichte zurückblicken. Die barocken Strukturen des Parks wandelten sich im 19. Jahrhundert zu einem hochmodernen Landschaftspark englischen Stils mit vielfältigem Baumbestand.

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Seine Bewährungsprobe hat der Wolkenturm bei der Sommernachtsgala am 22. Juni gemeistert. Seine Zukunft bleibt spannend, denn in Kombination mit dem gerade in Bau befindlichen Auditorium am gleichen Gelände wird von Grafenegg – im wahrsten Sinne des Wortes - noch vieles zu hören sein! (Fotos und Text: Fotografiert von Michael Hierner, Architektur-Pressefotografie)
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Nieselregen auf dem "Wolkenturm"

Link: Grafenegg

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