Wien/Linz – Die Energie AG Oberösterreich (EAG) wird im ersten Quartal 2008 als dritter Energieversorger nach Verbund und EVN an die Wiener Börse gehen. Den Beschluss für den Börsengang wird der Landtag in Linz kommenden Donnerstag gegen die Stimmen der SPÖ fassen. Ob die EAG den Kurszettel auch schmücken wird, hängt nicht zuletzt vom weiteren Verhalten der SP-Oberösterreich ab.

Wahlkampfthema

Die aus der Oberösterreichischen Kraftwerke AG (OKA) hervorgegangene EAG hat sich von einem behäbigen, auf das Energiegeschäft im Land ob der Enns beschränkten Unternehmen zu einem mehrfüßigen Sprinter entwickelt, der seinen Expansionshunger immer mehr im umliegenden Ausland stillt. Gerade mit Müllentsorgung und -verbrennung, einer Spezialität der EAG-Tochter AVE, lässt sich dort gutes Geld verdienen. In den neuen EU-Ländern sind nicht nur Kontakte, sondern auch Managementqualitäten gefragt, über die das Unternehmen zweifelsohne verfügt. Doch der Börsengang ist zum vorgezogenen Wahlkampfthema in Oberösterreich geworden. Das Sagen haben bei der EAG die Politiker, und die können mitunter ziemlich populistisch sein.

SPÖ-Chef Erich Haider will beim Börsengang der EAG wiederholen, was bei der Voest-Privatisierung schon einmal funktioniert hat: sich von einer Proteststimmen-Welle in den nächsten Landtag tragen lassen. Haider macht wahr, was er angekündigt hat: eine Volksbefragung zum Thema "Kein Börsengang der Energie AG". Unterstützungslisten liegen ab 2. Juli in allen Gemeindeämtern und Magistraten auf.

Dauerbeschuss

Obwohl das gar nicht zur Debatte steht, ist auch vom Ausverkauf des Wassers die Rede. Selbst die beste Börsenstory muss unter diesem Dauerbeschuss eingehen. Haider ist zwar Vize-Chef des EAG-Aufsichtsrats, das bekümmert ihn aber nicht, den Börsengang schlechtzureden. Eigentlich ist das ein glatt geschäftsschädigendes Verhalten. (stro, ker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.6.2007)