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Der erste vorliegende Entwurf: So soll die barocke Kulisse für den neuen Gastronomiebetrieb aussehen

Visualisierung: APA/ EXPLORE 5D

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Der Bau für den Prater-Eingangsbereich hat begonnen

Foto: APA/ MARTIN FICHTER
Der neue Prater-Zugang soll eine Kulisse unter dem Motto "Wien um 1900" werden. Die Pläne lösten ein heftiges Zerwürfnis bei einem Teil der Prater-Unternehmer aus.

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Wien - "Hier geht es nicht um Architektur, das ist ein Bühnenbild, der Eintritt in eine neue Wirklichkeit", betont Architekt Martin Valtiner von der Firma "Explore 5D". Diese zeichnet für die Pläne des neuen Prater-Entrées neben dem Riesenrad verantwortlich, das bis Frühjahr 2008 fertig sein soll. Die Kulisse für diese neue Praterbühne wird unter das Motto "Wien um 1900" gestellt, wie Vizebürgermeisterin Grete Laska (SP) bei der Präsentation erläuterte.

Und sie betonte: "Das sind Industriebauten mit äußerer Kulisse kein Architekturprojekt" – und dies habe auch der Beirat für Stadtgestaltung bestätigt. Denn von dieser Seite war vor ein paar Wochen harsche Kritik laut geworden, als die ersten Vorentwürfe auftauchten – die aber inzwischen wieder komplett überarbeitet wurden.

Neun Meter hohe Bühnenbilder und Groß-Diskothek

Vier neue Bauteile sollen entstehen, von denen jeder für sich eine andere (nicht-)architektonische Versatzgeschichte von der vorletzten Jahrhundertwende erzählen soll – "Geschichten, die dann im weiteren Prater wiederentdeckt werden sollen", so Valtiner. Vorgesehen sind acht bis zu neun Meter hohe Bühnenbilder rund um den 60 bis 75 Meter breiten Platz mit 2500 Quadratmeter Freifläche. Die Gebäude dahinter – eines davon mit Groß-Diskothek – sollen zwölf Meter hoch werden. Die Investitionskosten der Gebäude sollen – ohne Innenausbau – 32 Millionen Euro betragen, von denen die Stadt Wien 15 Millionen zuschießen wird.

"Keine Zustimmung"

Hinter dieser neuen nostalgischen Kulisse ist allerdings ein heftiger Streit unter den Prater-Unternehmern entbrannt: Den vorliegenden Plänen werde "der Praterverband auf jeden Fall nicht zustimmen", erklärte Geschäftsführer Alexander Meyer-Hiestand. Sie seien "gestalterisch und inhaltlich inakzeptabel". Das größte Problem sei aus seiner Sicht, dass eine geschlossene Struktur entstehe, die Besucher vom Weitergehen abhalte.

Laska kann Kritik nicht nachvollziehen

Ein Einwurf, den Laska in keiner Weise nachvollziehen kann. Saßen doch bei der Präsentation am Dienstagabend auch vier Praterbetreiber – allesamt Mitglieder des Praterverbandes –, die sich im Gegensatz zu Meyer-Hiestand zum Vorhaben geradezu euphorisch äußerten und selbst Geld für neue Betriebe in die Hand nehmen wollen.

Chance für neue Besucher

Wie etwa Riesenrad-Betreiber Peter Petritsch: "Als ich die Pläne zum ersten Mal sah, dachte ich: Wow! Endlich! Das ist eine unendlich große Chance für neue Besucher und ein besseres Image." Und das, obwohl Petritsch erst kürzlich seinen Eingangsbereich um Millionenbeträge modern umgebaut hatte. Jetzt werde er selbstverständlich die Fassade wieder dem neuen, alten Stil anpassen; "der rote Kobel muss weg". Petritsch wird auch den neuen Gastronomiebetrieb gegenüber übernehmen.

Und Harald Buchmayr von der ehemaligen Freizone, der ebenfalls in das neue Projekt investieren will: "Ich finde es schade, dass solche negativen Berichte kommen. Das schadet den Unternehmern und dem Fortschritt, den wir so dringend brauchen."

Architektonisch hochwertige Lösung gefordert

"Zu sagen, ich mache mir da vorne meinen eigenen kleinen Prater, das ist wirklich problematisch", erklärte Geschäftsführer Alexander Meyer-Hiestand weiter zu den Laska Plänen. Er appellierte dafür, sich Zeit zu lassen und ein gemeinsames, architektonisch hochwertiges Projekt zu planen. Während der EURO 2008 wäre auf dem Platz eine ähnliche Gastronomie-Lösung wie vor dem Rathaus möglich.

Keine Ausschreibung

Unglücklich ist Meyer-Hiestand auch über die Vergabe des Projekts an einen Architekten, ohne dass es zu einer Ausschreibung gekommen sei. Es drohen ähnliche Probleme wie beim Masterplaner Emmanuel Mongon, der 1,5 Mio. Euro kassiert habe, was nachträglich auf deutliche Kritik des Kontrollamt der Stadt gestoßen sei. Laska erklärte dazu, dass Explore 5D einer der Gewinner des vor vier Jahren durchgeführten Ideenwettbewerbs sei und daher den Planungsauftrag erhalten habe.

ÖVP: Kulissenbau ist Platz nicht würdig

VP-Stadtrat Norbert Walter findet die Kritik Meyer-Hiestands "vollkommen gerechtfertigt". Die Betroffenen seien nicht eingebunden worden. Sein Parteikollege und Wiener Planungssprecher Alfred Hoch zeigte sich von der Grundidee "Wien um 1900" überzeugt, die vorliegende Arbeit begeistere ihn weniger: "Jetzt droht es bloß ein Kulissenbau zu werden, der dieses Platzes nicht würdig ist."

Grüne: Platz soll nicht verkitscht werden

Auch die Planungssprecherin der Wiener Grünen, Sabine Gretner, beklagte, dass es keine öffentliche Diskussion über die Pläne gegeben habe und die Praterunternehmer nicht eingebunden worden seien: "Der Riesenradplatz ist nicht irgendein Platz in Wien und sollte nicht maßlos verkitscht werden." Die Grünen haben am Dienstag, im Gemeinderat eine Kontrollamtsprüfung der Stadt Wien Marketing und Prater Service Gesellschaft und der Vergaben rund um den Riesenradplatz beantragt. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

Trotz all der Diskussionen wird jedenfalls für den neuen Vorplatz bereits abgerissen. Denn die Zeit drängt: Das neue Entrée soll spätestens zur Euro 2008 – aber möglichst schon bis zum 1. Mai-Fest der Wiener SPÖ – fertig sein.(APA/Freihsl/DER STANDARD Printausgabe 28.6.2007 )