Tafelbild wird Deckenbild
Vor fast 400 Jahren hat der zu viel Geld gekommene Kaufmann Christoph Weiss eine Gruppe von Malern beauftragt, sein Schloss Würting mit Gemälden auszustatten. Nach mehrfachem Besitzerwechsel und Umbauten kaufte um 1858 der Industrielle Johann Grillmayr das Schloss und ließ es restaurieren. Auf dem Dachboden wurden dabei mehrere großformatige Tafelgemälde gefunden, die zuletzt als Wanddekoration gedient haben dürften. Sie wurden in eine Kassettendecke eingebaut. Das Mittelbild ist allerdings verloren, es soll einen Friedensschluss gezeigt haben, mit einem Porträt, der Signatur und Datierung des Malers Claude Aubertin. Die Inhalte der vorhandenen Bilder sind noch nicht restlos erforscht, es könnte sich um die Darstellung von Tugenden oder um Sinnbilder einzelnen Landes handeln. "Für den Standort eine exzeptionelle Qualität", urteilt der Landeskonservator Wilfried Lipp vom Bundesdenkmalamt.
Die Bilder sind noch am Todestag des damaligen Schlossherren Rüdiger Rogalla am 30. März 1971 illegal aus der Decke entfernt und ins Ausland verbracht worden. Damals angeblich erzielter Kaufpreis: 45.000 Schilling (3.270 Euro). Eine Anzeige endete später in einem Gerichtsverfahren mit Freisprüchen, der Fall war inzwischen verjährt. Die Bilder galten lange als verschollen. 1980 tauchten sie in einem Versteigerungskatalog in England auf. 1994 wurden sie dem Landeskonservator zum Kauf angeboten.
Fernziele
Der private, von Georg Spiegelfeld geleitete Verein Denkmalpflege in Oberösterreich führte vom Bund und vom Land Oberösterreich finanziell unterstützt einen "Rettungskauf" um zwei Mio. Schilling (145.346 Euro) durch. Seit 1995 befanden sich die Bilder in den Restaurierwerkstätten des Bundesdenkmalamtes. Die Arbeiten konnten nur in kleinen Tranchen finanziert werden, insgesamt kosteten sie noch einmal 313.000 Euro. Jetzt bleiben sie bis auf weiteres als Leihgabe des Vereins im Schlossmuseum Linz.