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Foto: AP/Christof Stache
Nürnberg - Dank guter Konjunktur und neuer Jobs ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Juni unter 3,7 Millionen gesunken. Im Vergleich zum Vormonat waren mit 3,687 Millionen Menschen rund 125.000 weniger arbeitslos gemeldet, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg bekannt gab. Das ist mehr als im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre, in denen der Rückgang nur bei 101.000 lag. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich die Zahl der Arbeitslosen sogar um 712.000. Die Arbeitslosenquote ging um 0,3 Punkte auf 8,8 Prozent zurück.

"Die gute Konjunktur führt zu einem Wachstum sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. Die Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern steigt weiter", fasste BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise die Entwicklung zusammen. Doch auch die zunehmende Abwanderung deutscher Arbeitnehmer ins Ausland spielte im Juni eine Rolle. "Wir haben ein rückläufiges Arbeitskräfteangebot", erklärte BA-Vorstand Heinrich Alt. Dies sei nicht nur eine Folge der demographischen Entwicklung, sondern auch der Abwanderung. "Es gehen derzeit mehr Inländer ins Ausland als Ausländer nach Deutschland kommen", sagte er.

Kein Fachkräftemangel

Von einem Fachkräftemangel will die BA aber noch nicht sprechen. Zwar träten regional begrenzt etwa in Baden-Württemberg und in einzelnen Branchen wie der Elektro- und Metallindustrie Engpässe auf, sagte BA-Vorstand Raimund Becker. Den von den Industrieverbänden genannten Bedarf von 40.000 bis 50.000 zusätzlichen Ingenieuren habe die BA aber nicht ermittelt. Sie komme auf nur 12.000 offene Stellen.

Die Bundesagentur sieht derzeit auch keinen dringenden Bedarf an Fachkräften aus dem Ausland. "Wir haben viele, viele Möglichkeiten, unser internes Potenzial zu nutzen", sagte Becker weiter. Zuwanderung sei nur eine Möglichkeit von vielen, der Fachkräfteknappheit zu begegnen. "Sie ist aber kein Allheilmittel", betonte er. Um der Fachkräfteknappheit vorzubeugen, seien die Betriebe aufgefordert, mehr auszubilden. Sie müssten zudem stärker ältere Arbeitnehmer einstellen. Eine weitere Möglichkeit sei auch, das Erwerbspotenzial von Frauen besser auszuschöpfen. Hierzu gehöre eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Hoch qualifizierte Arbeitnehmer

Doch vom Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt profitieren derzeit nicht nur hoch qualifizierte Arbeitnehmer. Die Chancen, auch Langzeitarbeitslose zu vermitteln, seien so gut wie schon lange nicht mehr. Laut BA gelten höchstens 400.000 der Hartz-IV-Empfänger als schwer vermittelbar.

Die Zahl der offenen Stellen bezifferte die BA für Juni auf 968.000. Das sind 194.000 mehr als im Vorjahr und 40.000 mehr als im Mai. Gleichzeitig stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung weiter und lag nach Hochrechnungen der Behörde im April bei 26,71 Millionen und damit um 599.000 über dem Vorjahr. 60 Prozent des Zuwachses entfielen auf Vollzeitstellen. Der Beschäftigungszuwachs habe alle Bundesländer und fast alle Branchen erfasst.

Mit Blick auf die zu Ende gehende EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands wagte BA-Chef Weise einen europäischen Vergleich zur Arbeitslosigkeit: Hier stehe Deutschland nach den sehr schlechten Jahren 2004 bis 2006 inzwischen "ein Stück weit" besser dar als der europäische Durchschnitt. Die so genannte ILO-Erwerbslosenquote betrug im April dieses Jahres für die 15 EU-Staaten 6,9 Prozent und für Deutschland 6,4 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit sei in Deutschland traditionell geringer: Im europäischen Durchschnitt liege Deutschland mit 12,0 Prozent deutlich vor Großbritannien (14,5 Prozent) sowie Frankreich (21,6 Prozent) und Italien (21,9 Prozent). (APA/AP)