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Foto: AP /Francois Mori

Wien - Mehr als 1,2 Millionen Menschen sind in Österreich von Hör- oder Sehbehinderungen betroffen. Ihnen ein annehmbares Filmerlebnis zu ermöglichen, ist das Ziel des Projekts "Barrierefreie Filme - Kino für Alle". Die Initiative hätte mit dem Aufkommen des digitalen Kinos wieder Auftrieb bekommen, wurde am Donnerstag in einem Pressegespräch im Österreichischen Filmmuseum erläutert.

Durch den neuesten Stand der Technik sei es relativ einfach, Filme zu adaptieren. Für Sehbehinderte gibt es das Verfahren der Audiodeskription. Dabei sind in Sprechpausen von Filmen Erklärungen zum momentan Gezeigten zu hören - im Kinosaal am besten im Kopfhörer, wahlweise in Stereo oder als auswählbares Zweiton-Signal. Der bildbeschreibende Text wird über geeignete Infrarot-Systeme übertragen. Die Einrichtung einer solchen Audiodeskriptionsanlage kostet pro Saal 5.000 Euro.

Für Schwerhörige gibt es in vereinzelten Kinos - wie etwa dem Filmmuseum oder dem Lugner Kino in Wien - so genannte "indukTive Höranlagen". Dabei wird im Raum eine spezielle Drahtschleife installiert, die mit der Tonanlage verbunden ist. Über die im Hörgerät eingebaute T-Spule (daher die Schreibweise) wird das Signal empfangen und der Filmton klar und störungsfrei wahrgenommen.

Spezial-Brille in Entwicklung

Untertitelte Fassungen - sinnvoll für gänzlich Gehörlose - sind nicht sehr häufig und zuverlässig im Kinoeinsatz. Daher hat das deutsche Fraunhofer Institut eine Untertitel-Brille entwickelt, bei der das Gesprochene wie auch wichtige Geräusche mittels drahtloser Internet-Übertragung (W-LAN) in die untere Hälfte der Spezial-Brille eingeblendet werden. Von diesen Brillen gibt es bisher nur Prototypen, die Kosten für die Bearbeitung eines Films für die Brille liegen bei 6.000 Euro. Derzeit befindet sich das Modell in einer Testphase. In weiterer Folge sollen die Brillen in drei österreichischen Kinos ein Jahr lang gratis getestet werden können, um anschließend mittels Evaluierung eine mögliche Serienproduktionsreife zu ermitteln. Problem: Dieser einjährige Testversuch würde 100.000 Euro kosten ...

Gefordert wurden im Rahmen des Presse-Gesprächs auch verpflichtende deutsche Untertitel für österreichische Filme auf DVDs. Und auch die Frage nach Untertiteln im österreichischen Fernsehen wurde laut. Bisher kann über die Teletext-Seite 777 rund 25 Prozent des gesamten ORF-Programms mit Untertitelung gesehen werden. Das wurde von den Behindertenorganisationen zwar ausdrücklich gelobt, nimmt sich aber gegen angestrebte 100 Prozent in Großbritannien, 90 Prozent in Irland oder 75 Prozent in den Niederlanden doch recht gering aus.

Begrüßt haben die Grünen die Initiative für barrierefreies Kino. Die Behindertensprecherin der Grünen Wien, Claudia Smolik, zeigte sich "äußerst erfreut und beeindruckt". Dies gebe Hoffnung, dass "zunehmend auch auf Unternehmerseite 'die Barrieren im Kopf' fallen und adäquate Lösungen gefunden werden, die allen Menschen zugute kommen." (APA)