Teheran/Wien - Laut dem obersten Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, hat es in seinem Land noch nie so viele in Forschung, Wissenschaft oder Literatur tätige Frauen gegeben. Der Hijab, der islamische Schleier, bedeute, anders als die Freizügigkeit des Westens, keine Beschränkung der Entwicklung und Würde der Frau. Im Gegenteil sei die Anwendung der Bestimmungen der islamischen Rechtsordnung, der Sharia, eine Möglichkeit, die weiblichen Talente zu fördern, erklärte Khamenei nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur IRNA am Donnerstag vor iranischen Akademikerinnen.

"Kopie des Mannes"

Anlässlich des "Tages der Frau", der im Iran am Geburtstag der Prophetentochter Fatima begangen wird, kritisierte der Revolutionsführer die westliche Einstellung der Frau gegenüber. Dadurch werde sie ihren natürlichen Fähigkeiten entfremdet und zu einer simplen Kopie des Mannes gemacht. Eine solche Mentalität verletzte die Würde der Frau und sei ein Betrug an ihren Rechten. Die "Todsünde" des Westens sei es, die Frau zu einem Werbeobjekt zu erniedrigen, um noch mehr Geld zu verdienen. Das Ergebnis sei, "dass die Menschheit an Problemen leidet, die sie nicht lösen kann", so der Ayatollah.

Seit dem Frühjahr läuft im Iran eine Kampagne gegen "schlecht verschleierte" Frauen. Beim ersten Verstoß gegen den Kleidungscodex werden sie verwarnt, bei Widerstand aber in Gewahrsam genommen. Die islamische Kleidungsordnung im Iran sieht vor, dass Frauen nur ihr Gesicht und ihre Hände unbedeckt lassen dürfen. Viele Iranerinnen tragen deshalb den Tschador, ein langes Gewand, das die Haare und den Körper bis zu den Fußspitzen bedeckt.

Das besonders von jungen Frauen praktizierte nicht ordnungsgemäße Tragen des Schleiers ist nach Überzeugung der geistlichen Führung Folge einer "westlichen Verschwörung". (APA)