Gerhard Rodler, Immobilien- Fachjournalist.

Der Sommer hat einen riesigen Vorteil: Man kann jederzeit hinaus ins Freie. Auf diese Weise kann man seinen nervigen Nachbarn leicht aus dem Weg gehen. Und im Winter? Da wäre doch glatt ein Umzug angesagt – jedenfalls in anderen Ländern. Österreicher sind nämlich klassische Sitzenbleiber. Von der Wiege bis zur Bahre bleiben sie ihren eigenen vier Wänden treu. Höchst ungern wechselt man hierzulande seine Behausung, meist nur unter Zwang und unter widrigen Umständen. Mit ein Grund dafür dürfte nicht zuletzt der Stress sein, dem heimische Wohnungsnutzer beim Umziehen ausgesetzt sind.

Denn während in anderen Breiten der Makler schon längst zum Full-Service-Dienstleister mutiert ist, kann man derartige Innovationen in Österreich mit der Lupe suchen. Wie reagiert die Branche der gewerblichen Immobilienvermittler auf jene Vordenker, die gegen den Strom schwimmen und derartige Dienstleistungen erstmals auch in Österreich anbieten? Kritisch. Fast könnte man sagen, dass sie den Misserfolg herbeisehnen. Zu Recht, denn prompt ward es um den innovativen Immobilienmaker geschehen.

Erst einmal scheint die gesamte Branche Glück gehabt zu haben. Das neue Modell lieferte nicht den erhofften Erfolg, vorerst einmal kann also alles beim Alten bleiben. Auf der Strecke bleibt vordergründig nur der Konsument. Er muss bei jedem Umzug Spediteure, Malermeister und andere Handwerker jonglieren und dabei organisatorische Höchstleistungen erbringen. Den Maklern kann das herzlich egal sein, möchte man meinen. Aber sehen wir es doch mal anders: Bei näherer Betrachtung verliert dabei die gesamte Immobilienbranche. Wäre das Umziehen einfacher und zudem mit weniger Ärger verbunden, würden auch die Österreicher lieber und damit auch öfter umziehen.

Ein großer aus Vorarlberg stammender Bauträger meinte kürzlich, dass das Wohnen zunehmend zum Konsumprodukt werde und dass man mit zunehmendem Einkommensniveau immer öfter, immer leichtfertiger wechsle – so wie das bei Autos schon seit Jahren der Fall ist. Folgerichtig nimmt besagter Bauträger auch die alte Wohnung in Zahlung. Solche Zusatzleistungen scheinen gut zu funktionieren. Viele andere, mindestens ebenso gute Ideen für mehr Service gibt es schon – allein, aus Bequemlichkeit werden sie bis auf wenige Ausnahmen noch nicht angeboten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7./8.7.2007)