Brüssel - Vizekanzler Finanzminister Wilhelm Molterer (ÖVP) schließt ein niedrigeres Budgetdefizit für heuer nicht aus. Auf Grundlage der jüngsten Konjunkturprognosen von Wifo und Notenbank sei ein Defizit von 0,7 Prozent "nicht ausgeschlossen", sagte Molterer am Dienstag vor Journalisten. Österreich hatte zuletzt ein Budgetdefizit von 0,9 Prozent nach Brüssel gemeldet.

"Absolut glücklich" zeigte sich Molterer über die Sparempfehlung der EU-Kommission, deren Bewertung am Dienstag von den EU-Finanzministern angenommen werden soll. EU-Währungskommissar Joaquin Almunia habe die "hervorragende Reformagenda" Österreichs, insbesondere die Pensionsreform, gelobt, sagte Molterer. Aufgrund der günstigen Konjunktur müssten nach Auffassung der Kommission heuer und im nächsten Jahr aber noch eine weitere Haushaltskonsolidierung möglich sein. Die Kommission dränge Österreich einerseits zu "absolut strikter Ausgabendisziplin", andererseits müsste jeder zusätzlich eingenommene Euro zum Schuldenabbau verwendet werden, sagte der Finanzminister nach einer Sitzung der Eurogruppe vom Montagabend.

Niedrigeres Budgetdefizit möglich

Unter diesen beiden Bedingungen sei ein niedrigeres Budgetdefizit möglich, sagte Molterer. Auch in Hinblick auf die Empfehlung der Kommission, wonach Österreich bereits 2009 anstatt wie im Stabilitätsprogramm vorgesehen 2010 kein Defizit mehr verzeichnen soll, zeigte sich der Finanzminister optimistisch. "Unter der Voraussetzung, dass die Konjunktur anhält, ist der Ehrgeiz durchaus gerechtfertigt." Eine "Nagelprobe" werde zudem die Staats- und Verwaltungsreform in Österreich sein. Konkrete Vorschläge für die Kompetenzabgrenzung zwischen Bund und Ländern erwartet Molterer im Herbst. "Das wird der wirkliche Prüfstein."

Molterer kündigte an, Österreich werde bei der EU-Kommission bis zum geplanten Inkrafttreten des neuen Mehrwertsteuerpakets 2010 um Verlängerung der so genannten "Eigenverbrauchsbesteuerung" beim grenzüberschreitenden Kfz-Leasing ansuchen. "Wenn eine Perspektive zur Lösung in Aussicht ist, wird das kein Problem sein", sagte Molterer. "Die Kommission wird sich den österreichischen Antrag wohlwollend anschauen."

Die österreichische Abgabe war vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) 2003 als gesetzwidrig eingestuft worden und sollte spätestens Ende 2007 auslaufen. Österreich hat die "Eigenverbrauchsabgabe" eingeführt, um Steuervorteile zunichte zu machen, da Kfz-Leasing in Deutschland vorsteuerabzugsfähig ist, in Österreich jedoch nicht. (APA)