Wien – 1,85 Milliarden Euro stecken Bund und Stadt Wien in den Ausbau des U-Bahn-Netzes. Der Finanzierungsschlüssel bleibt unverändert: Die Kosten werden wie bisher im Verhältnis 50:50 geteilt. Bereits fix ist auch Zeitrahmen für den Ausbau: Er erfolgt in drei Etappen bis 2019. Es sei eine "wichtige_Entscheidung, die wir in guten Verhandlungen gut vorbereitet haben", sagte Finanzminister (VP) Wilhelm Molterer bei der Präsentation des Ausbaupakets am Donnerstag._Sie sei nicht nur städteplanerisch essenziell, sondern auch in Sachen Klimaschutz. Zufrieden zeigte sich auch die andere Verhandlungsseite: Finanzstadträtin Renate Brauner (SP) sprach von einem "Meilenstein" für die Qualität des öffentlichen Verkehrs. Außerdem könnten damit pro Jahr 3500 Arbeitsplätze gesichert werden, sagte Brauner. Das Paket sieht folgende Punkte vor:
Erst frühestens 2014 ist der Beginn der Arbeiten für die Süd-Verlängerung der U2 vorgesehen. Bauende wäre dann 2019. Projektiert werden auf der 4,6 Kilometer langen Strecke fünf Stationen: "Schwarzenbergplatz", "Rennweg" (Krankenhaus Rudolfstiftung), "St. Marx", "Arsenal" und "Gudrunstraße". Dadurch werde, sagte Brauner, das Stadtentwicklungsgebiet südlich des geplanten Hauptbahnhofs erschlossen. Apropos Hauptbahnhof: Dieser wird doch nicht unmittelbar an die U2 angebunden. Dies geschehe durch die U1 und die Schnellbahn, so Brauner. Konkret wird das die Haltestelle Südtirolerplatz sein.
Warten auf U6-Ausbau
Ist diese vierte Ausbaustufe abgeschlossen, wird das U-Bahn-Netz 89 Kilometer lang sein und 116 Stationen haben. Und es geht weiter: Das Paket inkludiert nämlich die Planungskosten einer fünften Phase. In dieser dürfte der Ausbau der U6 nach Stammersdorf und die Verlängerung der U4 Richtung Westen nach Auhof kommen.
Offen ist auch noch eine Verlängerung der U6 nach Niederösterreich. Molterer wie Brauner äußerten sich grundsätzlich positiv dazu. Bei der nächsten Etappe müsse größer gedacht werden, meinte etwa der Finanzminister. Wiens Finanzstadträtin hielt gleichzeitig aber fest: "Überregional denken heißt auch überregional zahlen."
Wiens Oppositionsparteien begrüßten zwar den Ausbau des U-Bahn-Netzes im Allgemeinen, im Speziellen fanden sie aber jede Menge Kritikpunkte. Die FPÖ sieht das Wiener Umland "stiefmütterlich behandelt". Die Grünen ärgert besonders der Ausbau nach Rothneusiedl. Für sie kommt der U2-Süd-Ausbau zu spät, bei Rothneusiedl habe sich "die Stadt Wien dem Druck von Frank Stronach gebeugt", vermutete Grünen-Gemeinderat Christoph Chorherr. Ähnlich äußerte sich auch die Wiener ÖVP: Der U1-Ausbau nach Rothneusiedl sei nicht zielführend.
Schon am Vormittag hatte Molterer zu der erwartbaren Kritik der Wiener VP lapidar gemeint: Bei einem derart großen Projekt gebe es immer Diskussionen. (APA, pm, DER STANDARD - Printausgabe, 13. Juli 2007)