Sie ist doch kein österreichisches Phänomen – die Abscheu vor dem Ausverkauf heimischer Unternehmen an ausländische Heuschrecken und Raubtiere. Täglich trommelt Nicolas Sarkozy den ökonomischen Patriotismus, der in Frankreich lange Tradition hat. In den USA wird die Ausverkaufsdebatte mit dem "Krieg gegen den Terror" verknüpft: Ein neues Gesetz soll es George Bush erlauben, ausländische Übernahmen zu untersagen, wenn diese die nationale Sicherheit bedrohen.

Und in Ungarn machen Regierung und Management des Ölkonzerns Mol mit allen Mitteln gegen die Avancen der OMV mobil – dieselbe OMV, die sich von ihren Kernaktionären, der ÖIAG und den Scheichs von Abu Dhabi, gegen vergleichbare Übernahmeversuche schützen lässt. Wenn sich eines Tages ein internationaler Ölmulti für die OMV interessiert, werden Österreicher wohl so ähnlich reagieren.

Jeder spielt dieses Spiel, aber deshalb wird es nicht besser. Im Gegenteil: Gerade die internationale Verbreitung des neuen Protektionismus zeigt seine ganze Absurdität. Natürlich sind starke heimische Konzerne gut für den Standort – aber nur dann, wenn sie international expandieren können. Von der Einkaufswelle österreichischer Konzerne im Osten hat Österreich genauso profitiert wie die Nachbarländer. Auch umgekehrt wäre dies der Fall. Ein gemeinsamer Markt, wie ihn Europa anstrebt, braucht auch den freien Kapitalverkehr. Und dazu gehört das Recht jedes Aktionärs, seine Papiere an den Bestbieter zu verkaufen – was immer dessen Nationalität ist.

Wenn kein Land mehr grenzüberschreitende Übernahmen zulässt, dann stehen am Ende alle als Verlierer da. Das wissen auch Sarkozy, Gyurcsány, Gusenbauer & Co. Es ist bloß billiger wirtschaftspolitischer Populismus, der sie anders handeln lässt. (Eric Frey, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.7.2007)