Zweifelhafte Aussagen
Politische BeobachterInnen gehen davon aus, dass die Regierungskoalition ihre Kandidatin bei der Abstimmung sicher durchbringen wird, obwohl Patil sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart durch ihre Aussagen immer wieder heftige Kontroversen um ihre Person erzeugte. 1975 zeigte sie sich als Befürworterin der Zwangssterilisation von Menschen mit Erbkrankheiten und kurz nach ihrer Nominierung als Präsidenschaftskandidatin tätigte sie die historisch falsche Behauptung, dass indische Frauen den Schleier vor hunderten von Jahren als Schutz vor islamischen Invasoren angelegt hätte.
"Historischer Moment"
Patil hat bereits Erfahrung vorzuweisen, wenn es darum geht ein bisher immer von Männern bekleidetes Amt zu übernehmen. Als 16. Gouverneurin von Rajastan ist sie in ihrer seit 2004 andauernden Amtszeit die erste Frau in diesem Amt. Angesichts ihrer jetzigen Kandidatur für das Amt der Präsidentin, sprach die Chefin der Kongresspartei und der Regierungskoalition, Sonia Gandhi, von einem historischen Moment.
Geringe Chancen für Bhairon Singh Shekhawat
Patils Gegenkandidat ist der seit 2002 amtierende Vizepräsident Bhairon Singh Shekhawat. Er wurde von der wichtigsten Oppositionspartei, der Bharathiya Janata Partei (BJP), als unabhängiger Kandidat aufgestellt. Shekhawats Chancen, die Wahlen um das Präsidentschaftsamt zu gewinnen, gelten als sehr gering.
Die Amtszeit von Indiens derzeitigem Präsidenten A.P.J. Abdul Kalam (75) endet am 24. Juli. Er verzichtete auf eine zweite Kandidatur. Das Staatsoberhaupt wird von einem Elektorenkollegium gewählt, in dem Abgeordnete beider Häuser des Parlaments und aus den 35 Unionsstaaten vertreten sind. Die Personen die für das Amt des Präsidenten kandidieren, müssen indische Staatsbürger sein, das 35. Lebensjahr vollendet haben und Mitglied des Unterhauses ("Lok Sabha") sein.
Schlüsselrolle in Krisenzeiten