Warschau - Mit der Bauernpartei Samoobrona und der nationalkatholischen LPR wollen sich in Polen zwei Parteien zusammen schließen, die völlig unterschiedlich sind. Trotzdem trafen die Vorsitzenden Andrzej Lepper (Samoobrona) und Roman Giertyh (LPR) am Montag die Entscheidung zur Gründung der neuen Formation LiS. Die beiden Parteien wollen damit auch an Gewicht gegenüber ihrem großen Koalitionspartner, der rechtskonservativen PiS, gewinnen. Politologen und Soziologen geben dem Bündnis durchaus eine Chance auf eine politische Zukunft.

Die Samoobrona gilt als eine sozial orientierte, protektionistische Partei der Bauern, die auch die nostalgischen Gefühle älterer Menschen gegenüber dem kommunistischen Polen bedient. Ganz anders die LPR, die sich als nationale Elitepartei versteht. Die unterschiedlichen Ausrichtungen dieser Parteien werden auch durch ihre Vorsitzenden deutlich verkörpert. Auf der einen Seite der 53-jährige, väterlich wirkende Lepper, der Bauer ist und keine Scheu davor zeigt, auch derbe Aussagen zu tätigen, und auf der anderen Seite der gerade 36 Jahre alte Giertyh, Jurist, eloquent und aus einer traditionellen Politikerfamilie stammend.

Trotzdem könnte sich das Wählerpotenzial der beiden Parteien ergänzen, sagte der Politologe Andrzej Rychard der Zeitung Gazeta Wyborcza, denn die Samoobrona habe kein ideologisches Profil, die Verbindung mit der LPR werde ihre Wähler also nicht schocken, so Rychard. Seiner Ansicht nach solle sich das Bündnis LiS der Öffentlichkeit als "bessere PiS" präsentieren, vor allem im sozialen Bereich. Laut Rychard könnte ein Angriff sehr erfolgreich sein.

Dass beide Parteien von dem Bündnis profitieren, glaubt auch der Politologe Marek Migalski. Er rät der Formation jedoch, die Koalition mit der PiS im Moment nicht aufs Spiel zu setzen, sondern zum Beispiel die Budget-Diskussionen im Herbst für eine Konfrontation zu nutzen. Dann könnten sie erklären, dass die PiS ihre Vorschläge in der Sozial-Politik nicht mitträgt, so Migalski gegenüber der Nachrichtenagentur PAP.

Der Generalsekretär der PiS Joachim Brudzinski, äußerte sich gegenüber dem Zusammenschluss der beiden Parteien skeptischer. Sie werden sich schnell zerstreiten, sagt er vor allem hinsichtlich Lepper und Giertych, die in LiS ja gemeinsam den Vorsitz übernehmen wollen.

Die Polen stehen dem Bündnis zunächst einmal positiv gegenüber. Sogar 23 Prozent könnten für die neue Partei stimmen, ergab eine Umfrage der GfK Polonia. So ein Ergebnis dürfte LiS bei den Wahlen zwar kaum erreichen, doch die Umfrage zeigt trotzdem, dass viele Wähler aus dem nationalen Lager sich bei der PiS nicht aufgehoben fühlen. Gleichzeitig wünschen sich 67 Prozent der Befragten, dass an der Spitze der LiS weder Lepper noch Giertych stehen sollen. (APA)