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Marketing-Analysen beziehen immer häufiger wissenschaftliche Kenntnisse über menschliches Verhalten und Empfinden mit ein. Beim Schokoladen-Test waren 300 Frauen im Gesichtserkennungs- Visier.
Foto: APA/AP/Martin Meissner
Amsterdam - Frauen lieben Schokolade. Eines der ältesten Klischees der Werbe- und Lebensmittelindustrie wurde nun in einem Hightech-Versuch der Universität Amsterdam bestätigt. Durchgeführt wurde der Test mit 300 Frauen in sechs europäischen Ländern, die angehalten waren fünf verschiedene Lebensmittelarten zu verzehren. Per Kamera wurden die Gesichtsausdrücke der Frauen aufgezeichnet, um schließlich mittels einer an der Universität entwickelten Gesichtserkennungssoftware ausgewertet zu werden.

Ausdrucks-Kategorien

Wenig überraschend förderte die Analyse zutage, dass der Verzehr von Äpfeln und Jogurts kaum zu glücklichen Gesichtsausdrücken führte. Schokolade und Vanille-Eiscreme hingegen zauberten ein durchwegs zufriedenes Lächeln auf die Gesichter der Testteilnehmerinnen. Für die Auswertung haben die Software-Entwickler Theo Gevers und Nicu Sebe von der Universität Amsterdam einen Raster von sechs elementaren Ausdrucksmöglichkeiten zusammengestellt. Über die Analyse winziger Muskelbewegungen können die jeweiligen Ausdrucks-Kategorien von der Software ermittelt werden. Die recht breit abgesteckten Gefühlskategorien umfassen "Ärger", "Traurigkeit", "Angst", "Überraschung", "Abscheu" und "Glückseligkeit".

Im Auftrag eines Riesens

Derartige Hightech-Experimente werden zunehmend für die Marketing-Branche interessant. So wurden die beiden Wissenschaftler für den außergewöhnlichen Test von Unilever angeheuert, das nicht das erste Mal als Sponsor populärwissenschaftlicher Experimente dieser Art aufgetreten ist. So konnte bei einem ebenfalls von Unilever in Auftrag gegebenen Brainscan-Test des Centre of Neuroimaging Science am Institute of Psychiatry in London nachgewiesen werden, dass Eiscreme in den dafür zuständigen Gehirnregionen für Glücksgefühle sorgt.

Zukunft passiert

Während Marketing-Strateginnen und -Strategen derartige Softwareentwicklungen zunehmend auch zur Analyse von Werbekampagnen und deren Wirkung auf Konsumentinnen und Konsumenten einsetzen, wartet die Online-Welt immer noch gespannt auf den Launch der ersten Gesichter-erkennenden Suchmaschine "Polar Rose". Das aufsehenerregende schwedische Projekt verspricht, dass über die automatisierte Analyse von Gesichtsmerkmalen Bilder von Personen ausfindig gemacht werden können, auch wenn diese nicht mit dem Namen der Person versehen sind. Ein öffentlicher Betatest soll in kurzer Zeit starten. Rund 28.000 TesterInnen haben sich bereits vormerken lassen. (pte)