Nun, bevor Wolfgang Muthspiel am Mittwoch im Rahmen des Kremser "Glatt & Verkehrt"-Festivals auf den New Yorker Instrumentalkollegen und trashigen Antipoden Marc Ribot trifft, steht ein Werk zur Uraufführung an, das - in Gestalt eines Kompositionsauftrags des hiesigen Internationalen Orgelfests - auch offiziell in Zwettl angeregt wurde. Und das anstatt musikalischer Vorgaben aus dem Mittelalter zentrale geistliche Texte aus jener - und früherer - Zeit fokussiert.
"Das Wort ist der thematische Ausgangspunkt der Komposition", so Muthspiel über seine Arbeit. Sie trägt den Titel Logos. "Am Beginn des Johannesevangeliums ist das Wort Gott. Der Koran wiederum ist Wort gewordene Mitteilung Gottes. Der Klang des Wortes ist schon Musik, in seiner Schwingung, seinem Rhythmus ist es ganz Mitteilung, noch bevor sein Sinn verstanden wird. Von hier ist es ein nahe liegender Schritt zur Komposition." Muthspiel vertonte neben Bibel- und Korantexten auch solche von Meister Ekkehard und der im 8. Jahrhundert wirkenden arabischen Mystikerin Rabi'a al-Adawiyya.