Die Eurofighter waren ursprünglich dafür vorgesehen, den österreichischen Luftraum bei Tag und Nacht zu schützen. Das aber ist den Politikern zu teuer.

*****

Wien – Die Schweizer setzen auf riesige Scheinwerfer. Für die Nacht statten die Eidgenossen ihre F-5 stets mit diesem Sichtbehelf aus – damit ihre nicht mehr ganz frischen Abfangjäger trotz Finsternis eindringende Flugzeuge möglichst rasch orten und identifizieren können.

Im Gegensatz zu den wegen Altersschwäche ausgeschiedenen Draken und den interimistisch angemieteten Schweizer F-5 Tiger hätte hierzulande der Eurofighter selbst bei Nacht und Nebel verdächtige Flugobjekte schon auf eine Entfernung von 40 Kilometern sofort identifizieren sollen. Doch um Geld zu sparen, hat Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) im Zuge seiner Verhandlungen mit EADS auch gleich das dafür notwendige „Pirate“-Infrarot-Erkennungssystem abbestellt.

Wie berichtet, geht der Militärluftfahrt-Experte Georg Mader davon aus, dass die österreichische Version des Eurofighter jetzt „in der Nacht genauso blind“ ist wie schon seine beiden Vorgänger.

Eingeschränkte Jets

Nun kommt auch Oskar Krasser vom Kommando Luftstreitkräfte im Gespräch mit dem Standard zu einer ähnlichen Diagnose. „Es wäre schön gewesen, wenn wir das System zugekauft hätten“, sagt der Oberstleutnant, „denn damit wären wir in der Nacht sicher besser dran.“ Krasser, der vom Verteidigungsministerium mit der Öffentlichkeitsarbeit für die Eurofighter betraut ist, gibt zu, dass auch die neuen Abfangjäger ohne Pirate bei der Luftraumüberwachung „auf alle Fälle eingeschränkt sind“. Und weiter: „Dasselbe gilt natürlich auch, sollte es jemals zu einem Luftkampf kommen.“

Wegen „der Einsparungen, die erzielt worden sind“, sei es „eben auch dazu gekommen“, doch, so beruhigt Krasser: „Theoretisch kann das natürlich noch aufgerüstet werden – aber es kostet freilich ein Heidengeld.“

Eurofighter-Sprecher Wolfdietrich Hoeveler bestätigt zumindest Ersteres: „Wie alle anderen Flugzeuge haben auch die österreichischen dieselben Verkabelungen. Wenn Not am Mann wäre, könnte man die entsprechende Hardware also jederzeit einbauen.“

Das Storno der Republik will Hoeveler jedoch nicht kommentieren. „Wir sind die Auftragnehmer, daher liefern wir, was bestellt wird. Über die Beweggründe des Auftraggebers diskutieren wir nicht, Punkt um.“

Diese Beweggründe werden dafür umso heftiger bei den Fliegerkräften intern debattiert. Denn dort sickert erst langsam durch, was überhaupt bestellt beziehungsweise abbestellt worden ist.

Der Kaufvertrag ist in seiner neuesten Version den eigentlichen Betreibern des Flugzeugs nicht offengelegt worden. So muss man sich auf Gerüchte berufen. Etwa auf jenes, dass die Vertragsänderungen nicht in einem eigentlich neuen Vertrag, sondern in einen so genannten Sideletter geschrieben wurden, der den Kaufvertrag abändern wird.

Und in diesem Sideletter, den das Ministerbüro nicht veröffentlicht, stünde dem Vernehmen nach eine Kaufpreisreduktion von 200 (nicht, wie von der SPÖ verlautbart: 400) Millionen Euro. Ohne Gegenrechnung von Folgekosten.

„Es gibt wildeste Gerüchte“, bestätigt der oberste Streitkräftekommandant, Generalleutnant Günther Höfler, im Gespräch mit dem Standard. Ernst nehmen will er diese aber in guter soldatischer Tradition nicht. Stattdessen gibt er sich zuversichtlich, dass Eurofighter 15 der derzeit modernsten Modelle an Österreich liefern werde: „Da ist die Leistungsfähigkeit längst nicht ausgereizt – und bei wichtigen Upgrades will man natürlich mitmachen.“

Höfler geht davon aus, dass Österreich etwa Ende des nächsten Jahrzehnts seine Eurofighter auf den Stand der Tranche 3 (volle Multi-Role-Fähigkeit) nachrüsten wird. Zukunftsmusik.

Bürgerliche Tageszeit

Jetzt geht es um die Arbeit von Tag zu Tag. Weil Draken und F-5 in der Nacht schlecht sehen, blieben die Abfangjäger bisher ab Einbruch der Dunkelheit am Boden. An diesen „Bereitschaftsplänen“ wird sich auch nichts ändern, wie nun Krasser erklärt: „Luftraumüberwachung fand schon bisher nur zu den bürgerlichen Tageszeiten statt. Das heißt, vom Sonnenaufgang bis kurz nach Sonnenuntergang, wenn man nichts mehr sieht. Und wann das eintritt, dafür haben wir eigene Tabellen.“

Einzige Ausnahme in Friedenszeiten: Wenn die Militärpiloten bei einem Großereignis wie der EURO 2008 oder einem EU-Gipfel den Himmel sichern sollen. (von Conrad Seidl und Nina Weißensteiner/DER STANDARD, Printausgabe, 26.7.2007)