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Es gibt nur einen wirklich vernünftigen Ort für eine Sonnenbrille: auf der Nase.

Foto: APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
+++Pro Von Barbara Tóth Vorweg geschrieben: Es gibt nur einen wirklich vernünftigen Ort für eine Sonnenbrille: auf der Nase. Aber es gibt einen zweitvernünftigsten, dessen Ehre gerettet gehört: im Haar. Lange verband ich mit Sonnenbrillen als Frisurbändiger Perlenketten, aufgestellte Blusenkrägen und eine spezielle Art bürgerlicher Mütterlichkeit. Wahrscheinlich liegt das daran, dass ich in eine katholische Privatschule im Wiener Speckgürtel ging, wo es zum guten Ton gehörte, dass samstags die Mamas im Golf vorfuhren, um ihre Sprösslinge abzuholen. Die Sonnenbrille im Haar war meist mehr Accessoire als Nutzwerk, das Logo stets gut sichtbar. Was ich damals noch nicht ahnte: Mütter sind einfach praktisch. Denn die Sonnenbrille im Haar löst ein wichtiges Versorgungsprobleme: Wohin mit ihr, wenn man sie kurz nicht braucht, weil man etwa ein Lokal betritt? Brillenketten, an der die Gläser vor der Brust herumbaumeln, sind unakzeptabel. Jedes Mal ins Etui hinein und wieder raus? Zu umständlich. Also rein damit ins Haar. Erspart den Haarreifen. Der ist wirklich retro.
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Contra--- Von Thomas Rottenberg Der Mensch ist ja an sich kein unehrliches Wesen - er lässt sich nur gern von schönen Geschichten blenden. Auch von sich selbst. Weil man sich so das Leben ein bisserl schön- oder vernünftigreden kann.

Wenn da etwa in einer von Optikern beauftragten Umfrage fast drei Viertel der Sonnenbrillenkäufer sagen, sie kauften nur ob des UV-Schutzes der Augen, möchte man sich als Blendschutz vor so viel kollektiver Vernunft die Brille glatt von der Stirn aufs Naserl schubsen.

Bloß: Im Kaffeehaus oder im Kino würde das dazu führen, dass das nun perfekt geschützte Aug nix sieht. Außerdem träte dann auch eine andere Wahrheit zutage: Es gibt tatsächlich Männer, die im Frisurenoptionenspiel "Yul Brynner vs. Erwin Pröll" verzweifelt Plan C suchen - und sich die Kopfhaut dunkel einfärben. Doch wie kaschiert man da den Übergang von "Haar"-Ansatz zu Stirn? Erraten.

Ob diese Herren dann zum Schutz der Augen zur Zweitsonnenbrille greifen, ist nicht bekannt. Nachzufragen wäre aber ein Verstoß gegen jedes Gebot der Höflichkeit. (Der Standard/rondo/27/07/2007)