Kaum kreiert, wird über den Innovationsscheck, mit dem Klein- und Mittelbetriebe (KMU) zu mehr Forschung und Entwicklung animiert werden sollen, schon gestritten. Konkret geht das Tauziehen um die Durchführung der von Infrastruktur- und Wirtschaftsministerium geschaffenen Initiative, die nach niederländischem Vorbild aus Gutscheinen besteht, mit denen KMU bei Wissenschaftsinstituten Forschungsleistungen kaufen können.

Während unbestritten ist, dass die Forschungsförderungsgesellschaft FFG die Gutscheine mit einem maximalen Gegenwert von 5000 Euro ausstellt und einlöst, gibt es Auffassungsunterschiede darüber, wer die KMU bei der Auswahl der für sie passenden Forschungseinrichtung beraten soll.

Im Infrastrukturressort bringt man dafür überraschend "Forschung Austria" ins Spiel, einen Verein, der im Wesentlichen aus Joanneum Research, Austrian Research Centers Seibersdorf (ARC) und dem zur ARC-Gruppe gehörenden Arsenal Research besteht und dem Infrastrukturministerium, Bohmann-Verlag, Salzburg Research und Austrian Cooperative Research als außerordentliche Mitglieder angehören.

Ob Forschung Austria tatsächlich die richtige Plattform für die KMU-Innovationsberatung darstellen würde, darüber scheiden sich in der Szene die Geister; zumal die ARC-Gruppe mit ihrer klassischen Auftragsforschung selbst logischer Auftragnehmer für die über Innovationsschecks finanzierten angewandten Forschungprojekte wäre, also in einen veritablen Interessenkonflikt kommen könnte.

Wirklich logisch wäre eine KMU-Beratung durch einen Verein wie Forschung Austria (der ausdrücklich zwecks Verbesserung der Kooperation zwischen Bund und Bundesländern gegründet wurde, Anm.) übrigens auch organisatorisch nicht. Denn die zwei einzig relevanten Ansprechpartner für betriebliche Wirtschafts- und Innovationsförderung in Österreich sind die staatliche Förderbank AWS - und die FFG. Sie wurden in nationaler Kraftanstrengung als One-Stop-Shops installiert, um Licht in den damals völlig undurchsichtigen Dschungel an Förderinstitutionen zu bringen.

Ein weiteres Portal für die der Innovation grundsätzlich fern stehenden KMU wäre somit eher kontraproduktiv. Wie das Match ausgeht, ist offen. Zeit, es zu führen, gibt es, denn die Innovationsschecks werden erst "im Herbst" verteilt. Dann soll auch feststehen, bei welchen Instituten er eingelöst werden kann.

Unumstritten hingegen ist der in aller Stille auf der Homepage des Wissenschaftsministerium platzierte Forschungs- und Technologiebericht der Bundesregierung 2007 (FTB). Er belegt, womit sich Regierung und Fördereinrichtungen seit Wochen rühmen: dass sich Österreichs Innovationssystem prächtig entwickelt hat und - zumindest, was die monetäre Ausstattung betrifft - nichts zu wünschen übrig lässt.

Unangebrachter Ruf nach mehr Geld

Wie die OECD zeigt auch der FTB eindrucksvoll, dass der Ruf nach mehr Geld derzeit nicht angebracht ist, insbesondere in der indirekten, also der steuerlichen Forschungsförderung. Sie darf mit 15 Prozent (direkt und indirekt) im internationalen Vergleich durchaus als sehr hoch qualifiziert werden, sagt Andreas Schibany von Joanneum Research.

Selbst der auf 15 Prozent etwas zurückgegangene Bedarf an Auslandsinvestitionen müsse nicht alarmieren. Denn der Rückgang sei nicht auf mangelnde Innovationslust der internationalen Konzerne oder Attraktivität des Wirtschaftsstandortes zurückzuführen, sondern schlicht auf die enorm stark gewachsenen Inlandsinvestitionen, mit denen die ausländischen einfach nicht mitgekommen seien. "Da braucht man im Moment wirklich nicht an Stellschrauben zu drehen", meint der Joanneum-Experte.

Dringender und viel wichtiger, das zeigt bereits ein Blick auf das von Wissenschaftsminister Johannes Hahn und Infrastrukturminister Werner Faymann verfasste Vorwort: dass Österreichs Innovationssystem und die in den vergangenen zehn Jahren über diverse Offensivprogramme ausgeschütteten Milliarden endlich auf ihre Wirksamkeit evaluiert werden. Das verlangt auch der Forschungsrat seit Jahren. So wie er auch vergeblich verlangt, dass sich die Ministerien aus den operativen Programmlinien zurückziehen. (Luise Ungerboeck/DER STANDARD, Printausgabe, 1. August 2007)