Dort, wo es ständig lärmt, drängt die Bevölkerung auf Schutz vor dem Schall. Am einfachsten lässt sich dieser entlang von Verkehrswegen am Boden mit Lärmschutzwänden realisieren (siehe Grafik im Artikel Das lange Warten auf die Lärmkarte ). Wie hässlich der Preis für die Ruhe aber sein darf, und wo sie überall stehen müssen, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Architekt Wilhelm Holzbauer hatte bei einer Diskussion in Salzburg die existierenden Lärmschutzwände entlang der Autobahnen heftig kritisiert. Nicht nur die verhinderte Aussicht und die wenig ansprechende Gestaltung stören ihn - Holzbauer vermutet auch eine "fast mafiöse Verbindung" zwischen den Produzenten, Politikern und dem Autobahnbetreiber Asfinag.

Qualität

Eine Schelte, die bei der Standesvertretung der Architekten nicht auf ungeteilte Zustimmung stößt. Georg Pendl, Präsident der Bundeskammer der Architekten und Ingenieurskonsulenten gesteht zwar durchaus ein, dass die so genannten Ingenieursbauten in den vergangenen Jahren deutlich an Qualität verloren haben. "Wenn man sich zum Beispiel die Westautobahn oder ältere Tunnelportale ansieht, sind das durchaus ansprechende Bauten", meint er. Was man von den von unterschiedlichen Herstellern aus verschiedensten Werkstoffen gefertigten Wände nicht behaupten könne. Er sieht aber durchaus politische Bereitschaft im Verkehrsministerium, das zu ändern.

"Man kann dabei abweisend oder positiv agieren, es ist aber ein leichtes, die Wände ansprechender zu gestalten", ist Pengl überzeugt. Aus dem Stand fällt ihm beispielsweise für Lärmschutzwände an Bahntrassen ein, diese nach Art eines Daumenkinos zu nutzen. "Der Blick aus dem Fenster, das Rattern des Zuges und dazu ein Film - wieso nicht?"

Werbung

Gleichzeitig hält er es nicht für ausgeschlossen, die Kosten durch Werbung zu senken. "Wenn ein Cola-Hersteller ein paar Kilometer sponsort, wieso soll dann nicht seine Flasche zu sehen sein?"

Kunststoff und Glas

Auch Walter Stelzhammer, Vorsitzender der Architektensektion in der Kammer ortet durchaus "positive Zeichen". So gäbe es mittlerweile durchaus Gestaltungswettbewerbe, durch technische Fortschritte ist auch der verstärkte Einsatz von Glas und transparenten Kunststoff möglich.

Kosten

Für die Asfinag verweist Sprecher Harald Dirnbacher auf die im internationalen Vergleich günstigen Kosten von 150 Euro pro Quadratmeter. Was in Summe im Vorjahr dennoch 100 Millionen Euro ausgemacht hat, heuer sind es rund 50 Millionen - dank einer Dienstanweisung, dass nicht mehr jedes einzelne Haus abgeschirmt werden muss. Auf die ästhetische Diskussion will sich Dirnbacher aber nicht einlassen: "Das ist eine Wand, die den Lärm abhalten soll."