Ungarns Premier Viktor Orban
Die NGO Freedom House kritisiert im Bericht die durch die Regierung von Minister Viktor Orbán unterstützten "Schmutzkampagnen gegen kritische NGOs und Mitglieder des Nationalen Justizrats".
APA//ATTILA KISBENEDEK

Washington – Ungarn ist im Demokratieranking der US-Nichtregierungsorganisation Freedom House der ehemaligen europäischen Ostblockstaaten weiter abgerutscht. Die Verschlechterung in dem am Mittwoch veröffentlichten jährlichen Bericht der NGO ist erheblicher als in allen anderen untersuchten mittel- und osteuropäischen Ländern außer Russland. Die Parlamentswahlen in Ungarn 2022 seien "voller Unregelmäßigkeiten, Missbrauchs öffentlicher Ressourcen und Verzerrungen in den Medien" gewesen.

Die von der US-Regierung finanzierte, aber unabhängig arbeitende NGO stufte Ungarn als nur noch zu 43 Prozent demokratisch ein, im Vorjahresbericht hatte das Land noch bei 45 Prozent gelegen. "Von der Regierung unterstützte Schmutzkampagnen gegen kritische NGOs und Mitglieder des Nationalen Justizrats" zeigten, dass der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán zunehmend intolerant gegenüber abweichenden Meinungen werde, hieß es in dem Bericht. Aus Sicht von Freedom House ist der Nationale Justizrat Ungarns ein letztes Überbleibsel von Unabhängigkeit im Justizwesen.

Russland auf zwei Prozent abgerutscht

Die ungarische Parlamentswahl im vergangenen Jahr hatte Orbáns rechtsnationale Fidesz-Partei mit 53 Prozent der Stimmen deutlich gewonnen. Wahlbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) erklärten damals, die Wahl sei weitgehend korrekt abgelaufen, aber der Wahlkampf sei nicht fair gewesen.

Bei anderen Ländern sah die US-Organisation Fortschritte. In Polen sieht Freedom House bei der Regierungspartei PiS zwar eine "Verachtung gegenüber liberaler Demokratie", polnische Wählerinnen und Wähler hätten jedoch mehr Freiheit bei ihrer Wahlentscheidung. Das Land wurde von Freedom House wie im Vorjahr als zu 59 Prozent demokratisch eingestuft.

Russland hingegen rutschte in dem Ranking von fünf auf zwei Prozent ab. Am demokratischsten unter den ehemals kommunistischen Staaten wurde Estland mit 83 Prozent eingestuft, gefolgt von Lettland, Slowenien, Litauen und Tschechien. (APA, 24.5.2023)