Die Förderung für die 24-Stunden-Betreuung wurde nach 2007 erst zweimal erhöht – beide Male in diesem Jahr. Doch die 24-Stunden-Betreuerinnen haben nichts davon.
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Es ist eine gute Nachricht für viele Familien in Österreich, die Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Mittwoch verkündete: Die Förderung für die 24-Stunden-Betreuung, die hierzulande rund 30.000 Personen beziehen, wird von 640 auf 800 Euro pro Monat erhöht. Dieses Plus kommt jenen Älteren zugute, die von zwei selbstständigen Betreuerinnen umsorgt werden – und das 24 Stunden am Tag.

Eine spürbare Erhöhung also, die längst überfällig war und äußerst wichtig ist: Hilft sie doch gerade Familien in Zeiten der grassierenden Teuerung, die Pflege zu Hause finanziell zu stemmen – und den Angehörigen den Wunsch nach ebendieser zu ermöglichen. 

Wer dabei aber leer ausgeht, sind ausgerechnet jene, die die Betreuung in den vier Wänden überhaupt ermöglichen – und das teils unter widrigen Umständen: die 24-Stunden-Betreuerinnen. Denn ihre Honorare sind meist Verhandlungssache zwischen Familien und Agenturen – Agenturen, die Betreuerinnen in vielen Fällen auch in ausbeuterischen Vollmachten und Konkurrenzklauseln halten und sich daher den Vorwurf des Konstrukts einer Scheinselbstständigkeit gefallen lassen müssen. 

Es ist eine Farce, dass diesen Praktiken nicht endlich einen Riegel vorgeschoben wird – und das trotz der Ankündigung der Regierung, die Arbeitsbedingungen für Betreuerinnen zu verbessern. Eine Verbesserung für Betreuerinnen, wie sie die Regierung nennt, ist weder bei einer Betreuungsmöglichkeit von drei nicht verwandten Personen gegeben noch bei einem Förderungsplus von 300 Euro, wenn die Familie eine Betreuerin anstellt. Diese Aufstockung wird letztlich nicht ausreichen. Wenn die Regierung hier nicht ihre Versprechungen umsetzt, wird sie die bereits eingetroffene Abwanderung von Betreuerinnen in andere Länder nur noch befeuern. Und das in Zeiten der Pflegekrise. Den Preis dafür werden erst recht wieder die Familien zahlen. (Elisa Tomaselli, 24.5.2023)